Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Karl Freiherr von Fritsch

Karl Freiherr von Fritsch

geboren: 11. November 1838 Weimar
gestorben: 9. Januar 1906 Goddula bei Dürrenberg
Konfession: evangelisch
Vater: Großherzoglich Sächsischer Oberforstmeister

Karl Freiherr von Fritsch

Der aus einer Familie sächsischer Staatsmänner stammende von Fritsch besuchte zunächst die von Friedrich Fröbel gegründete Erziehungsanstalt Keilhau bei Rudolstadt. 1854 trat in das Gymnasium Weimar ein und legte 1858 das Abiturexamen ab. Durch einen Freund der Familie wurde von Fritsch für die Geologie begeistert. Dem Wunsch des Vaters folgend, absolvierte er allerdings zunächst eine forstwirtschaftliche Lehre und studierte an der Forstakademie Eisenach. Dort setzte er seine geologischen Studien fort und bezog 1860 die Universität Göttingen um Naturwissenschaften, speziell Mineralogie und Geologie zu studieren. 1862 promovierte er hier mit der Dissertation »Über die Mitwirkung der elektrischen Ströme bei der Bildung von Mineralien« zum Dr. phil. Danach unternahm er eine wissenschaftliche Reise auf die kanarischen Inseln. Nach der Rückkehr habilitierte sich von Fritsch am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich. 1867 wurde er von der Senckenbergschen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main als Dozent für Geologie berufen. 1873 ernannte ihn das Preußische Kultusministerium, ohne Mitwirkung der Philosophischen Fakultät, zum außerordentlichen Professor für Geologie an der Universität Halle. Die Fakultät schlug jedoch bereits 1875 von Fritschs Ernennung zum Ordinarius vor. Von Fritschs wissenschaftlicher Weg führte von der Mineralogie über die Geologie zur Paläontologie. Bei der Auswertung seiner Forschungsreisen nach Teneriffa und Santorin wies von Fritsch, entgegen der herrschenden Meinung, nach, dass zwischen Lava und älteren Eruptivgesteinen weder in den mineralischen Bestandteilen noch der Struktur Unterschiede bestehen. In der Schweiz untersuchte er vor allem das Gotthardgebiet, seine Verbesserungen der geologischen Karte des Massivs schufen die Voraussetzung für eine erfolgreiche Durchstechung dieses Gebirges. Da von Fritsch in Halle in Halle eine reichhaltige Sammlung fossiler Pflanzen vorfand, widmete er sich hier vor allem phytopaläontologischen Studien. Außerdem untersuchte er gemeinsam mit der Preußischen geologischen Landesanstalt die Steinkohlengebiete des Saaletales und erkundete im Auftrag der Hallischen Pfännerschaft Salzlagerstätten westlich von Halle. Neben zahlreichen Einzeluntersuchungen veröffentlichte von Fritsch auch eine »Allgemeine Geologie« (1888), die als Lehrbuch Verbreitung fand. 1895 wurde von Fritsch, Hermann Knoblauchs langjähriger Stellvertreter, zum Präsidenten der Akademie Leopoldina gewählt. Neben einer vorsichtigen Modernisierung der Akademie setzte von Fritsch den Neubau der Bibliothek durch. 1905 erlitt von Fritsch, der mit dem Roten Adler-Orden 4. Klasse geehrt wurde, einen Schlaganfall und ließ sich von der Vorlesungstätigkeit entbinden.

Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 6321 (von Fritsch); Chronik 1905/06, S. 33–41; NDB Band 7, S. 623; Michael und Joachim Kaasch, Von der Akademiereform über Konsolidierung und Kontinuität in die Krise – Die Leopoldina unter den Präsidenten Behn, Knoblauch, Freiherr von Fritsch und Wangerin 1870 bis 1921, in: Parthier, von Engelhardt, 350 Jahre Leopoldina, S. 165–171.

Autor: HE

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