Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Hermann Mulert

geboren: 11. Januar 1879 Niederbobritzsch (bei Freiberg, Sachsen)
gestorben: 22. Juli 1950 Mügeln bei Leipzig
Konfession: evangelisch
Vater: Pfarrer

Hermann Mulert

Mulert besuchte die Volksschule in Niederbobritzsch und das Gymnasium Albertinum in Freiberg. Er studierte in Leipzig und Marburg Theologie. 1901 legte er in Leipzig die erste theologische Prüfung ab, danach war er als Hauslehrer in Osterburg (Altmark) tätig. Er setzte seine Studien in Berlin u. a. bei Adolf von Harnack und Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf sowie in Marburg und Kiel u. a. bei Albert Eichhorn fort. 1903 bestand er die zweite theologische Prüfung, 1905 die Oberlehrerprüfung für die Fächer Religion, Hebräisch und Geschichte. Von 1903 bis 1906 arbeitete er als Lehrer an einer Leipziger Privatschule. 1905 veröffentlichte Mulert, gemeinsam mit Karl Heussi, einen Atlas zur Kirchengeschichte, der weite Verbreitung fand. 1906/07 war er Hilfsgeistlicher im Vogtland. 1907 promovierte er an der Universität Kiel mit der Dissertation »Schleiermacherstudien« zum Lic. theol. und wurde für die Fächer Systematische Theologie und neuere Kirchengeschichte habilitiert. 1908 suchte er in Halle um seine Umhabilitierung nach. Die Theologische Fakultät riet Mulert wegen der großen Zahl von Privatdozenten ab, nach Halle zu kommen, überließ ihm jedoch die Entscheidung. Da Mulert, der seine Existenz bisher durch publizistische Arbeiten u. a. durch die Abfassung zahlloser Lexikonartikel in der Enzyklopädie Religion in Geschichte und Gegenwart bestritten hatte, eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Geschäftsstelle des Evangelischen Bundes fand, vollzog er diesen Schritt. 1912, als der Evangelische Bund die Geschäftsstelle nach Berlin verlegte, habilitierte sich Mulert erneut um. 1915/16 war er freiwilliger Lazarettpfarrer in Berlin. 1916 erhielt Mulert einen Lehrauftrag an der Universität Kiel und 1917 den Professorentitel. Noch im selben Jahr wurde Mulert ein etatsmäßiges Extraordinariat übertragen, 1920 wurde er zum ordentlichen Professor für systematische Theologie ernannt. In Schleswig-Holstein engagierte er sich auch politisch und kirchenpolitisch für den demokratischen Staat, u. a. Mitglied des Landesvorstandes der DDP, im Protestantenbund, dem Volkskirchenbund und der Landessynode. 1935 bat Mulert um die Entbindung von den Lehrverpflichtungen. Einerseits wollte er damit seiner Entlassung zuvorkommen, andererseits sah er diesen Schritt als Ausweg aus »dieser ganzen Verlogenheit«. Publizistisch versuchte Mulert als verantwortlicher Redakteur der »Christlichen Welt« (seit 1932) liberalen Positionen eine Plattform zu bieten und »christliche Gedanken« zu mobilisieren. Er selbst kritisierte die Zerstörung des Rechtsstaates durch die NSDAP, die Einschränkung der individuellen Freiheitsrechte und die zunehmende Entrechtung der Juden. Die Zeitschrift wurde folgerichtig mehrfach beschlagnahmt und schließlich verboten. Verfolgten Kollegen bot Mulert finanzielle Unterstützung und Unterkunft. In der kirchenpolitischen Auseinandersetzung distanzierte sich Mulert von der dialektischen Theologie, da er in ihrer Denkweise eine starke Verwandtschaft zur deutsch-christlichen Ideologie sah. Außerdem betrachtete er die Abkehr vom Prinzip der Universitätstheologie als fragwürdig. In den letzten Kriegsjahren zog sich Mulert nach Niederbobritzsch zurück. Er vertrat den zum Kriegsdienst eingezogenen Pfarrer und engagierte sich in der sächsischen Quäker-Organisation. 1945/46 übernahm Mulert einen Lehrauftrag an der Universität Jena, ab 1948 beteiligte er sich am Neuaufbau der Leipziger Theologischen Fakultät. Er starb an den Folgen einer Leberinfektion. Mulerts schriftstellerisches Werk war sehr umfangreich. Es umfasste wissenschaftliche Werke zur Kirchengeschichte und zur Methode der Theologie, zahlreiche Streitschriften sowie gemeinverständliche Darstellungen. Außerdem edierte er die Werke Schleiermachers und gab unter dem Pseudonym Euthymuis Haas Anekdotensammlungen heraus.

Organisationen: Mulert gehörte dem National-sozialen Verein, dann der Freisinnigen Vereinigung an. 1910 wurde er Mitglied der Fortschrittlichen Volkspartei, 1918 trat er der DDP bei, bis 1933 gehörte er der Staatspartei an. Nach 1945 war er an der Gründung der LDP in Sachsen beteiligt.

Quellen: UAHW, Rep. 27, Nr. 855; BA R 4901/13272; Meier, Theologische Fakultäten, S. 81; Matthias Wolfes, Mulert, Hermann, auf: www.bautz.de.

Autor: HE

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