Ingo Burisch
geboren: | 25. September 1909 Halle (Saale) |
gestorben: | 26. Juli 1966 Halle (Saale) |
Konfession: | - |
Vater: | Beamter |
Ingo Burisch
Ingo Burisch wurde am 25. September 1909 in Halle an der Saale geboren. Von 1929 bis 1934 studierte er in Halle Geschichte, Leibesübungen, Deutsch und Philosophie, 1933 trat er in die SA ein. 1935 erwarb er seinen Doktor in Philosophie mit einer Arbeit über „Englands Haltung in der Bosnischen Annexionskrise“ bei Hans Herzfeld und Richard Laqueur, das Staatsexamen schloss er 1936 ab. Es folgte ein Referendariat in Halle. Von 1939 bis 1940 war Burisch Assessor in Sangerhausen. 1937 trat er in die NSDAP ein. Burisch wurde während der Lehrtätigkeit in Sangerhausen aufgrund seiner politischen Einstellungen der Unterricht seines Hauptfachs Geschichte verwehrt (UAHW Rep. 11, PA 13 (Burisch) Schreiben des Leiters der Christian-Thomasius-Schule an den Oberpräsidenten der Provinz Sachsen, Abteilung für das höhere Schulwesen vom 3.12.1946, beglaubigte Abschrift von Abschrift). 1940 wurde er nach Eilenburg versetzt, aufgrund seines Kriegsdienstes von 1940 bis 1945 trat er diese Stelle allerdings nie an.
Nach Kriegsende unterrichtete er zunächst in Halle, war anschließend von 1946 bis 1948 als Wirtschaftsprüfer tätig, ab 1948 als Korrektor an der Landesfernschule Sachsen-Anhalt in Halle und ab 1949 wieder als Lehrer an der Petersberg-Schule in Halle. 1949 trat er in die NDPD ein. 1951 wurde er Oberassistent am Institut für Körpererziehung der Universität Halle, ab 1952 Wahrnehmung einer Dozentur, ab 1953 hatte er eine volle Dozentur inne. Seine Anstellung war trotz seiner Mitgliedschaften während des Nationalsozialismus bewilligt worden, da ihm verschiedene Zeugenaussagen und Dokumente anti-nationalsozialistisches Auftreten bescheinigten und das Volksbildungsamt, die Landesfernschule und die Hochschulsportgruppe ihn politisch positiv einschätzten. Ab 1954 war er stellvertretender Direktor des Instituts. Nach einer Gastvorlesung an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) 1954 wurde ihm wegen der Aufnahme reformpädagogischer Gedanken die „Verwässerung der körperlichen Erziehung“ vorgeworfen und er wurde zur Zurücknahme seiner Äußerungen gezwungen. 1956 habilitierte Burisch mit seiner Schrift „Gedanken über die Korrelation von Bewegungslehre und Methodik der Körpererziehung“. Im Zuge des Vorgehens gegen Günter Mühlpfordt, Hans Herbert Becker und insbesondere gegen den Direktor des sportwissenschaftlichen Instituts Gerhard Lukas wurde Burisch wegen „reaktionärer“ bzw. „bürgerlicher“ Haltung am 16.5.1958 beurlaubt. Nachdem zuvor Gerhard Lukas wieder ans Institut zurückkehren konnte, wurde am 5.12.1958 auch die Beurlaubung Ingo Burischs wieder aufgehoben. 1961 wurde Burisch zum Professor mit Lehrauftrag für das Fach Theorie der Körpererziehung ernannt. 1966 verstarb er im Alter von 57 Jahren.
Organisationen: 1933–1945 SA, 1937–1945 DAF, 1937–1945 NSDAP, ab 1945 FDGB, ab 1949 NDPD.
Quellen:
UAHW, Rep. 11, PA 13 (Burisch) u. Rep. 11, PA 3190 (Burisch).
Theo Austermühle: Das Institut für Sportwissenschaft. in: Hermann J. Rupieper (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 1502–2002, Halle 2002, 192–222.
Theo Austermühle, Gerd Konzag (Hg.): Sportwissenschaftliche Reflexionen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Festschrift für Gerhard Lukas, Hamburg 1995.
https://www.sport.uni-halle.de/allgemeines/geschichte-des-instituts/
Autor: AK