Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Friedrich Pietrusky

geboren: 12. Januar 1893 Zaience bei Kattowitz
gestorben: 1973 Pöcking
Konfession: nicht ermittelt
Vater: Bankdirektor

Friedrich Pietrusky

Die Reifeprüfung legte Pietrusky 1913 ab und begann an der Universität Freiburg ein Studium der Medizin. Ab 1914 leistete er Kriegsdienst und wurde verwundet. Er setzte das Studium in Breslau fort, das Staatsexamen bestand er 1919. Nach der Rückkehr aus dem Feld hatte Pietrusky verschiedene Stellen inne, außerdem nahm er als Angehöriger eines Freikorps am Kappputsch teil. Als Volontär an der Universitätsaugenklinik Breslau verfasste Pietrusky die Dissertation »Das Verhalten der Augen im Schlafe« mit der er 1921 zum Dr. med. promovierte. Er volontierte unter anderem in der Universitätsaugenklinik und promovierte 1921 mit der Dissertation »Das Verhalten der Augen im Schlafe« zum Dr. med. Ab 1922 war er Assistent am Breslauer Institut für Gerichtliche Medizin, 1924 absolvierte er eine Ausbildung zum Kreisarzt. 1925 habilitierte er sich für das Fach gerichtliche Medizin, nach dem plötzlichen Tod des Leiters leitete er das Institut kommissarisch. 1927 wurde er als persönlicher Ordinarius nach Halle berufen, 1930 wechselte er in gleicher Stellung als Direktor des Instituts für gerichtliche und soziale Medizin an die Universität Bonn. Auf Grund seines Ansehens als Wissenschaftler und scheinbar gemäßigter Anschauungen wählte ihn das Konzil im April 1933 zum Rektor, im November 1933 wurde er ernannt und amtierte bis 1935. Hans-Paul Höpfner bewertet ihn seiner Geschichte der Universität Bonn in der Zeit des Nationalsozialismus jedoch als einen der »unangenehmsten« Vertreter der Bonner Nationalsozialisten und bescheinigt ihm in der Rückschau »eine besonders perfide Art von Konjunkturrittertum«. Seine Rede zum 1. Mai 1933 war bereits stark von nationalsozialistischer Rhetorik geprägt, er ließ Liste eine mit »unzuverlässigen« Hochschullehrern aufstellen, unterstützte studentische Boykottaktionen und führte nationalsozialistische Schulungskurse für Studenten und Dozenten ein. Während des Krieges amtierte Pietrusky erneut als Rektor. Jetzt versuchte er den ernannten Rektor zu verdrängen und denunzierte diesen wegen der vermeintlichen Förderung von katholischen Dozenten. Die Folge war ein Disziplinarverfahren, das der im Feld stehende Rektor anstrengte. 1942 wurde Pietrusky nach Heidelberg auf das planmäßige Extraordinariat versetzt. 1945 entlassen, wurde er nicht wieder im Hochschuldienst wiederverwandt. Wissenschaftlich befasste sich Pietrusky vor allem mit der Technik der Blutgruppenbestimmung und Vaterschaftsnachweisen. In mehreren Veröffentlichungen prägte er die gerichtliche und soziale Medizin der NS-Zeit (1938 Handbuch für den öffentlichen Gesundheitsdienst »Gerichtliche Medizin«, 1940 Handwörterbuch der gerichtlichen Medizin und naturwissenschaftlichen Kriminalistik). Erst 1954 formal emeritiert, verbrachte Pietrusky seinen Lebensabend in Pöcking (Bayern).

Organisationen: 1937 rückwirkend zum 1. Mai 1933 Aufnahme in die NSDAP. Förderndes Mitglied der SS; NSLB, NS-Ärztebund

Quellen: Friedrich Herber, Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz, Leipzig 2002, S. 150 ff.; Höpfner, Bonn, S. 68 ff.; BA R 4901/13273

Autor: HE

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