Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Lamprecht, Helmut

Lamprecht, Helmut

geboren:7. April 1925 in Ivenrode/Haldensleben
gestorben:2. Februar 1997 in Bremen
  
  

Lamprecht, Helmut

Kurzbiographie: * 7. April 1925 in Ivenrode/Haldensleben, + 2. Februar 1997 in Bremen. Student der Philosophischen Fakultät an der MLU. Von November 1946 bis August 1947 besuchte Lamprecht das Vorsemester der MLU, bestand sein Abitur „gut“ und immatrikulierte sich am 1. September 1947 unter der Nummer 1426 für das Fach Philosophie, ab WS 1948/49 für Geschichte an der Philosophischen Fakultät in Halle. Als Berufsziel gab er an: „Journalist“. Dem Autor Horst Hennig in der Studentengruppe Eckert, Schott und Eggers verbunden, klebte er gemeinsam mit dem letzteren im Februar 1950 Flugblätter im Bereich der MLU: „Studenten geht nicht zur Wahl“. Aufgrund der Zurücklassung von etwa 50 Flugblättern in der Wohnung von stud. paed. Hannah Schaffernicht wurde Lamprecht um den 17. März 1950 verhaftet und nach dem SMT-Gerichtsprotokoll schwer belastet. Lamprechts Bruder, Architekt in Berlin-Schlachtensee, verbanden Grundstücksverträge mit der KgU-Zentrale unter Rainer Hildebrandt in Berlin. Durch die Entlassung Helmut Lamprechts nach 14 Tagen Haft und Verhören aus dem „Roten Ochsen“ hoffte der sowjetische Geheimdienst, Informationen aus der „Spionagezentrale KgU“ zu erhalten. Lamprecht erregte an der MLU dadurch Aufsehen, weil ihm die Haare bereits geschoren worden waren. Nachdem Lamprecht im September 1950 seinen Kommilitonen Bernhard Claudé wegen kritischer Äußerungen vor der Philosophischen Fakultät verteidigt hatte, meldeten sich beide zunächst zum Wintersemester 1950 zurück und flohen dann gemeinsam Anfang Oktober 1950 über Berlin-West nach Frankfurt am Main. Wie bei Claudé steht auf seinem Immatrikulationsschein unter „Tag und Art des Abgangs“: „27.12.50 Gestrichen lt. Reg. Verf. Az. 6335a wegen Nichtrückmeld. Z. W.S. 50/51. Bi.“. In Frankfurt am Main führte Lamprecht das Studium bei Max Horkheimer und Theodor Adorno mit der Promotion bei Adorno zu ende und nahm zunächst eine Tätigkeit als Redakteur beim Hessischen Rundfunk auf. Ab 1959 war er bei Radio Bremen als Kulturredakteur tätig. Er wurde Hauptabteilungsleiter „Kulturelles Wort“ von Radio Bremen. Er war verheiratetet und hatte zwei Kinder. Während des Prager Frühlings 1968 unterhielt er enge Beziehungen zu den Intellektuellen des Aufstandes. (Horst Hennig war mit Lamprecht freundschaftlich sehr verbunden und bat ihn vor den Verhaftungen im März 1950, sein Studienbuch von der Verwaltung der MLU mitzubringen. Nach Hennigs Rückkehr aus einem Zwangsarbeitslager in Workuta überreichte Lamprecht Hennig das Studienbuch im Januar 1956 in Frankfurt am Main.) Lamprecht war auch schriftstellerisch tätig und Mitglied des PEN-Zentrums der BRD.

Quellen: Sybille Gerstengarbe und Horst Hennig: Opposition, Widerstand und Verfolgung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1945 -1961. Eine Dokumentation. Leipzig 2009, S. 654 f.

Autor: AK

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