Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Paul Anton

Paul Anton

geboren:12. Februar 1661 Hirschfelde i.d. Oberlausitz
gestorben:20. Oktober 1730 Halle
Konfession:evangelisch
Vater:Johannes Anton, Kaufmann

Paul Anton

Paul Anton besuchte die Schule in Türchau bis die Familie nach Zittau zog, wo er die Lateinschule und ab 1678 das Gymnasium besuchte.  Im Mai 1680 schrieb er sich an der Universität Leipzig ein, um die philosophischen Fächer, die alten Sprachen und Theologie zu studieren. Schon bald machte er eine Studienreise ins hessische Land - bei dieser Gelegenheit lernte er Philipp Jakob Spener (1635-1705) in Frankfurt kennen. Zurückgekehrt in Leipzig erlangte er im August 1681 den Grad des Magister der Philosophie.

Während er seine Studien fortsetzte, war er als Lehrer im Haus des Leipziger Professors Otto Mencke (1644-1707) beschäftigt, welcher die Acta eruditorum herausgab - eine der ersten und die bedeutendste wissenschaftliche Zeitschrift des 17. Jahrhunderts. Auch Anton hatte so Gelegenheit, Beiträge in dieser Zeitschrift zu veröffentlichen.

Von 1683 bis 1887 war Anton Kollegiat am Leipziger Fürstenkolleg, so dass seine Existenz gesichert war und er gleichzeitig Collegia an der Universität anbieten konnte. In dieser Zeit hatte er bereits die Bekanntschaft mit August Hermann Francke (1663-1727) gemacht, der ebenfalls in Leipzig studierte. Gemeinsam gründeten sie 1687 - völlig im Rahmen akademischer Gepflogenheiten - das Collegium philobiblicum zur Pflege der Exegese. Dieses wurde später als Keimzelle des Pietismus wahrgenommen.

Von 1687 bis 1689 begleitete er den sächsischen Kurfürsten August (1670-1733), später der Starke genannt, als Reiseprediger durch halb Europa. In Leipzig zurückgekehrt wurde er auf die Stelle des Superintendenten von Rochlitz berufen. Bevor er diese Stelle gegen Ende des Jahres antrat, war er zunächst noch als Privatdozent an der Leipziger Universität tätig und legte den damals für Theologen üblichen Grad des Lizentiaten ab. 1693 wurde er von Johann Georg IV. von Sachsen (1668-1694) als Hofprediger nach Eisenach berufen.

Auf Empfehlung Speners erfolgte am 9. August 1695 der Ruf als ordentlicher Professor der Exegese, Polemik und Praktischen Theologie an die neugegründete Universität. Er war in der Grüdnungssituation der Universität besonders wichtig, weil er immer eng am lutherischen Bekenntnis festhielt. Mit seiner Berufung gewann man zwar einen Reformer und Pietisten, aber mit seiner verbindenden Haltung wollte man sich vor den Angriffen der Konkurrenzuniversitäten schützen. Diese Politik mag auch der Grund sein, warum der kämpferische Francke erst 1698 an die Theologische Fakultät berufen wurde. (vgl. hierzu Taatz-Jacobi, S. 140ff.)

Wie die meisten Theologen seiner Zeit promovierte auch Anton lange nach Beendigung des Studiums, nämlich 1698. 1701 erlangte er das hallesche Bürgerrecht. 1709 war er als Inspektor der Kirchen und Schulen des Saalkreises tätig.

Paul Anton heiratete am 19. November 1689 Johanna Elisabeth Olearius, die Tochter des Leipziger Theologieprofessors Johannes Olearius (1639-1713) und damit in eine der bedeutendsten Leipziger Theologenfamilien ein. Die Ehe blieb kinderlos.

Quellen: ADB, Bd. 1, Leipzig 1875. S. 498; Albrecht-Birkner, Veronika: Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig, Bd. 1, Leipzig 2003. S. 128; Dreyhaupt, 576f.; Erler, Georg (Hg.): Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig 1559–1809. Bd. 2, Leipzig 1909. S. 8; Förster, S. 192; NDB, Bd. 1, Berlin 1953. S. 319f.; Taatz-Jacobi, Marianne: Erwünschte Harmonie. Die Gründung der Universität Halle als Instrument brandenburg-preußischer Konfessionspolitik. Motive, Verfahren, Mythos (1680–1713). Berlin 2014; UAHW Rep 3, Nr. 239 Ernennung der Adjunkten, außerordentlichen und ordentlichen Professoren bei der Theologischen Fakultät (1691-1786).

Bild: Dreyhaupt

Autor: JS

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