Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Moritz Dolch

geboren: 16. April 1885 Linz
gestorben: 6. September 1931 Engelhartszell (Oberösterreich)
Konfession: evangelisch
Vater: nicht ermittelt

Moritz Dolch

Die Reifeprüfung legte Dolch 1903 an der Oberrealschule in Linz ab. Er studierte an den Technischen Hochschulen in Wien und Dresden, 1908 erhielt er den Titel Diplomingenieur, 1910 promovierte er mit einer Dissertation über das anoidale Verhalten des Zinns in Wien zum Dr. ing. Danach war er in der Industrie beschäftigt, unter anderem bei einer Fabrik für ätherische Riechstoffe in Hamburg. 1913 wurde Dolch eingebürgert. Während des Ersten Weltkrieges war der nach einem Unfall militärdienstuntaugliche Dolch Chemiker in der Kriegswirtschaft (u. a. bei Carbid- und Stickstofffabriken). 1917 trat er eine Assistentenstelle an der Technischen Hochschule Wien an. Zugleich arbeitete er in der Versuchsanstalt für Gasbeleuchtung, Brennstoffe und Feuerungsanlagen. 1918 habilitierte er sich an der TH Wien für das Fach Brennstofftechnik mit der Arbeit »Über die wirtschaftlichen Grundlagen der Kohlenvergasung«. 1920 führten ihn Studienreisen nach Ungarn, Frankreich und England. Nach der Rückkehr erhielt er die behördliche Befugnis als Civilingenieur in Niederösterreich tätig sein zu dürfen. Wissenschaftlich befasste sich Dolch mit der Verwertung von Teer und Destilationsgasen, dem Schwelprozess der Braunkohle insgesamt. 1926 habilitierte er sich an der Universität Halle für das Fach technische Chemie. Seine Antrittsvorlesung war den »Entwicklungstendenzen unserer Brennstoffwirtschaft« gewidmet. Im selben Jahr erhielt er eine Stelle als planmäßiger Assistent. Für die mitteldeutsche Braunkohlen, Kali- und Sprengmittelindustrie, aber auch für Betriebe in Schlesien, Österreich und Ungarn, führte Dolch Forschungsarbeiten durch, aus denen er recht hohe Einnahmen erzielte. 1930 wurde Dolch zum außerordentlichen Professor für technische Chemie ernannt. In seinem Institut arbeiteten acht, später zwölf wissenschaftliche(!) Mitarbeiter. Dolch – Mitglied der Schwelkoks-Studiengesellschaft – referierte auf internationalen Tagungen vor allem zur Verwertung der Braunkohle. Kurz vor seinem plötzlichen Herztod während einer Urlaubsreise geriet Dolch in Streit mit einem Assistenten über die Beteiligung an einem Patent für einen Motorenzusatz. Der Briefwechsel zu dem Vorgang zog sich bis in die Mitte der 30er Jahre. Postum veröffentlicht wurde 1932 Dolchs Hauptwerk: »Die Untersuchung der Brennstoffe und ihre rechnerische Auswertung«.

Die Nachkommen Dolchs waren in der Zeit des Nationalsozialismus wegen möglicher jüdischer Vorfahren Repressalien ausgesetzt. In den Akten der Universität fanden sich weitere Angaben jedoch nicht. Die Witwe erhielt nur bis 1934 eine geringe Pension, nach dem Krieg empfahl die Universität der mittellosen Frau, sie möge doch Sozialhilfe beantragen.

Organisationen: Hallischer Verband für die Erforschung der Mitteldeutschen Bodenschätze.

Quelle: UAHW, Rep. 11, PA 5490 (Dolch).

Autor: HE

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