Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Gustav Hertz

Gustav Hertz

geboren: 22. Juli 1887 Hamburg
gestorben: 30. Oktober 1975 Berlin (Ost)
Konfession: evangelisch
Vater: Rechtsanwalt

Gustav Hertz

Der Neffe von Heinrich Hertz zeigte bereits früh Talent und Begeisterung für die Naturwissenschaften, eine Neigung die von seinem Vater gefördert wurde. Er besuchte das Realgymnasium des Johanneums in Hamburg und studierte Mathematik und Physik in Göttingen und München. Besonders beeinflusst wurde er durch Peter Debye und Arnold Sommerfeld. 1907/08 leistete er Militärdienst als Einjährig Freiwilliger. Danach setzte er das Studium in Berlin fort, wo er 1911 bei Heinrich Rubens mit einer Arbeit »Über das ultrarote Absorptionsspektrum der Kohlensäure in seiner Abhängigkeit von Druck und Partialdruck« promovierte. Er erhielt eine Assistentenstelle im physikalischen Institut der Universität Berlin. Hier konzipierte Hertz 1912/13 gemeinsam mit James Franck Elektronenstoßversuche, die sich später als wesentliche experimentelle Stütze der Bohrschen Atomtheorie und der Quantentheorie erwiesen (Aufnahme von diskreten Energiebeträgen bei Gasatomen beim Zusammenstoß mit Elektronen). Damit war erstmals die Möglichkeit zur experimentellen Bestimmung des Planckschen Wirkungsquantums gegeben. Aus dem Ersten Weltkrieg kehrte Hertz 1917 verwundet zurück (ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse, dem Sächsischen Albertsorden II. Klasse und dem Hanseatenkreuz). Er habilitierte sich noch im selben Jahr an der Universität Berlin mit der Arbeit »Über den Energieaustausch bei Zusammenstößen zwischen langsamen Elektronen und Gasmolekülen«. 1920 trat er in das Entwicklungslaboratorium der Philipps AG in Eindhoven (Niederlande) ein. 1926 nahm Hertz einen Ruf nach Halle an. Im selben Jahr erhielten Franck und Hertz jedoch den Nobelpreis für Physik, so dass Hertz ein Ordinariat an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg angeboten wurde. Hier lehrte er von 1927 bis zum Jahr 1935, in dem er wegen jüdischer Vorfahren entlassen wurde. Hertz arbeitete vor allem zur Isotopentrennung (1934 Trennung der Neonisotope 20 und 22, Reindarstellung schweren Wasserstoffs.) Zunächst ohne Aussicht auf eine industrielle Anwendung begonnen, erwiesen sich diese Forschungen später als entscheidend für die Anreicherung des Uranisotops 235. 1935 übernahm Hertz die Leitung des Forschungslabors von Siemens in Berlin wo er sich mit Problemen der Feldemission, der Gasentladungs- und Halbleiterphysik befasste. 1945 ging Hertz in die Sowjetunion. In einem eigens für ihn geschaffenen Institut in der Nähe von Suchumi (Georgien) arbeitete er an der großtechnischen Umsetzung seines Diffusionsverfahrens zur Anreicherung von Uran 235, wofür er 1951 mit dem Staatspreis der UdSSR (Stalinpreis) ausgezeichnet wurde. 1954 kehrte Hertz nach Deutschland zurück und nahm seinen Wohnsitz in Leipzig. Hier leitete er bis 1961 das physikalische Institut der Universität. Als Vorsitzender des Rats für die friedliche Anwendung der Atomenergie beim Ministerrat der DDR plädierte Hertz für den Bau von Kernreaktoren. Er verfasste zahlreiche Schriften über die Grundlagen und Arbeitsmethoden der Kernphysik (u. a. »Einführung in die Plasmaphysik und ihre technische Anwendung«, 1965). Gemeinsam mit Robert Rompe gab er das dreibändige »Lehrbuch der Kernphysik« heraus (1958/62). Hertz war Mitglied zahlreicher Akademien. Die DDR ehrte ihn mit dem Nationalpreis (1954 und 1955), sowie dem Vaterländischen Verdienstorden (1956).

Organisationen:

Quellen: Wolfgang Schreier, Biographien bedeutender Physiker, Berlin 1984; Josef Kuczera, G. H., Leipzig 1985; BA R 4901/13266

Autor: HE

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