Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Franz Mörl

geboren: 6. November 1899 Kostenblatt bei Teplitz-Schönau (Böhmen)
gestorben: 30. Mai 1979 Halle
Konfession: römisch-katholisch
Vater: Praktischer Arzt

Franz Mörl

Die Volksschule besuchte Mörl in Kostenblatt, ab 1910 das humanistische Gymnasium in Teplitz. 1917/18 leiste er als Fähnrich Kriegsdienst in der K.-u.-k.-Armee. Nach der Rückkehr studierte er Medizin an den Universitäten Prag und Graz. 1925 promovierte Mörl an de4r Deutschen Universität Prag zum Dr. med. und volontierte im pathologisch-anatomischen Institut der Universität. Danach war er neun Jahre Assistent an der Chirurgischen Klinik der Deutschen Universität Prag. 1935 wurde er Chefarzt des Krankenhauses Saaz in Nordböhmen, 1942 wechselte er als Chefarzt und Leiter der Chirurgischen Abteilung an das Krankenhaus Brüx (heute Most). Trotz vehementer Proteste der regionalen tschechischen Behörden wurde Mörl 1945 ausgewiesen und trat im August 1945 eine Assistentenstelle am Krankenhaus St. Georg in Leipzig an. 1946 folgte die Beförderung zum Oberarzt der Chirurgischen Universitätsklinik St. Jakob. 1948 habilitierte er sich mit der Arbeit »Über die Fernwirkung der arteriovenösen Aneurysmen und ihre Rückbildungsfähigkeit« und wurde zum Dozenten der Universität Leipzig ernannt. 1949 wechselte er erneut als Chefarzt der Chirurgischen Abteilung zum Stadtkrankenhaus St. Georg, wo er u. a. eine nach modernsten Prinzipien arbeitende Blutbank einrichtete. 1952 zum Professor mit Lehrauftrag für Chirurgie ernannt, erhielt er 1956 Rufe an die Universitäten Rostock und Halle. Er nahm den Ruf nach Halle an und wurde zum Professor mit Lehrstuhl sowie zum Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik ernannt. Den Ruf an die Humboldt-Universität lehnte er 1960 ab, da er trotz zunächst ablehnender Bescheide des SED-Politbüros (von Kurt Hager) auf Druck der regionalen Wirtschaft (u. a. vom Generaldirektor der Leuna-Werke) erhebliche finanzielle Zusicherungen zum Ausbau der Klinik erhielt, die auch zu großen Teilen eingehalten wurden. Emeritiert wurde er 1965.
Mörl profilierte sich zunächst auf den Gebiet der Thoraxchirurgie, nach 1945 operierte er vor allem Tuberkulosefälle und verbesserte die Operationsmethoden für Lungenresektionen und Kardialresektionen. Außerdem befasste er sich mit der Dickdarmchirurgie und -plastik, sowie mit Operationen der Wirbelsäule. Auf dem Gebiet der Handchirurgie gehörte er zu den international führenden Chirurgen. Er war Mitautor von Lehrbüchern zur Chirurgie, u. a. verfasste er die Abschnitte über Verletzungen der Gliedmaßen, des Beckens und der Wirbelsäule in den von ihm herausgegebenen »Lehrbuch der Unfallchirurgie« (1964, 2. Auflage 1968).
Erwähnt werden muss, dass dem Mitglied der Akademie Leopoldina und der Deutschen Akademie der Wissenschaften auf Grund der Republikflucht beider Söhne (sie machten in Westdeutschland akademische Karrieren), Reisen in die Bundesrepublik und ins westliche Ausland bis 1974 verweigert wurden. Auch Ehrungen sowie offizielle Trauerfeierlichkeiten wurden wegen Mörls Distanz zum SED-Regime nicht abgehalten.

Organisationen: 1920 bis 1938 deutscher Kulturverband in der CSR, 1938 Deutsche Jägerschaft, 1939 DRK; nach 1945 ohne

Quellen: UAHW, Rep. 29, Nr. 549; Auskunft aus Leopoldina-Archiv MM 5007 (Mörl); Auskunft aus UAHW, Rep. 11, PA 24437 (Mörl).

Autor: HE

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