Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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(Georg August Wilhelm) Julius Rosenbaum

geboren: 7. September 1807 Burg bei Magdeburg
gestorben: 6. September 1874 Halle
Konfession: evangelisch
Vater: Arzt, Stadtphysikus

(Georg August Wilhelm) Julius Rosenbaum

Rosenbaum besuchte die Klosterschule in Zerbst, dann das Gymnasium in Wittenberg. Ab 1828 studierte er Medizin in Halle, 1832 promovierte er hier mit der Dissertation »De sexuali organismorum fabrica disquisitionum anatomico-historicarum« zum Dr. med. 1834 legte er in Berlin die medizinische Staatsprüfung ab und ließ sich als praktischer Arzt in Halle nieder. Nach dem unerwarteten Tod des Privatdozenten Baumgarten-Crusius wurde Rosenbaum von Ernst Blasius gebeten, die Vorlesungen über Pathologie und Therapie für Chirurgen und Wundärzte zu übernehmen. Die Medizinische Fakultät unterstützte diesen Vorschlag, lediglich der Regierungsbevöllmächtigte Delbrück gab ein ablehnendes Votum ab. Außer Lob für die glänzende Dissertation sei nichts bekannt, »wodurch die Hoffnung zu einem besonderen Gewinn für die Wissenschaft« begründet wäre. Delbrücks Votum war eindeutig politisch motiviert, hatte er doch gehört, dass sich der künftige Dozent als Student einst burschenschaftlicher »Umtriebe« schuldig gemacht hätte. Die Fakultät setzte sich jedoch durch und so konnte sich Rosenbaum 1836 mit einer historischen Schrift über den Kaiserschnitt (»Analecta quedam ad sectionis Caesareae antiquates«) und einer gründlichen Prüfung durch den Ordinarius für Geburtshilfe Wilhelm Hermann Niemeyer habilitieren. Seine Antrittsvorlesung hielt er zum Thema »Eine Betrachtung der Epidemien als Beweise einer fortschreitenden physischen Entwicklung der Menschheit«. Neben den geforderten Vorlesungen bot Rosenbaum, seinen medizinhistorischen Neigungen folgend, in zunehmendem Maße geschichtliche und theoretische Kollegs an, so über Celsus, Hippokrates, verschiedene Systeme der Behandlung und die Geschichte von Epidemien und der Medizin allgemein. In diesen Jahren veröffentlichte er vor allem historische und chirurgische Arbeiten, letztere unter dem Namen seines Mentors Blasius. 1839 legte er das Buch »Geschichte der Lustseuche im Alterthume für Ärzte, Philologen und Altertumsforscher dargestellt« vor, dass in mehreren Auflagen erschien und ins Französische übersetzt wurde (4. Auflage 1888). Rosenbaums Produktivität erregte den Unwillen der etablierten Professoren, insbesondere der für Medizingeschichte zuständige Ludwig Hermann Friedländer erblickte in ihm einen unwillkommenen Konkurrenten. Das Bemühen Rosenbaums, zum besoldeten Extraordinarius ernannt zu werden hintertrieb Friedländer mehrfach. Eine Anstellung des Dozenten sei, so schrieb er im November 1839 an das zuständige Ministerium, für Rosenbaum »von Nutzen«, noch »für uns erwünscht und angenehm«. Der Brief Friedländers konnte zwar durch Blasius abgeschwächt werden – dieser strich Passagen in denen Rosenbaum beschuldigt wurde, er hätte »abstruseste« Quellen zitiert. Das Schreiben hatte dennoch die erwartete Wirkung, zu gern akzeptierte man die von Friedländer angeführten »ökonomischen Verlegenheiten« der Fakultät und akzeptierte das Argument, dass die Nichtbesoldung wohl dessen literarische »Regsamkeit und Emsigkeit« durchaus noch befördern könnte. Die Ernennung Rosenbaums zum auswärtigen Mitglied der Akademie der Wissenschaften von Paris im Jahr 1841 kränkte offenbar die Eitelkeit Friedländers und anderer Fakultätskollegen ebenso, wie weitere erfolgreiche Publikationen (»Additaementa« zu Ludwig Choulants »Bibliotheka medico-historica«, 1842; »Zur Geschichte und Kritik der Lehre von den Hautkrankheiten, mit besonderer Rücksicht auf die Genesis der Elementarformen«, 1844, französisch 1845). Folgerichtig wurden weitere Gesuche Rosenbaums um Beförderung abgeleht, zumal Dekan d'Alton nach Berlin schrieb, dass jener seit geraumer Zeit zur Fakultät ein »gehässiges Verhältnis« pflege. 1844 kulminierte der Streit mit dem vorgelegten Manuskript der Neuherausgabe von Sprengels medizinhistorischen Schriften. Auch hier zeigte Rosenbaum durch zahlreiche Anmerkungen und Korrekturen seine, so Julius Leopold Pagel in der ADB, »riesige Belesenheit«. Die Fakultät erkannte in der Bearbeitung jedoch »schriftliche Invective« und eine »bösliche Absicht« und schlug dem Ministerium im April 1844 wegen Rosenbaums »Betragen« eine »andere, seinen Fähigkeiten entsprechende« Verwendung vor. Dieser verzichtete im Oktober 1844 auf seine Rechte als Privatdozent. Rosenbaum konzentrierte sich jetzt auf den Wiederaufbau seiner ärztlichen Praxis. Die von ihm begonnen Projekte führte er zu Ende. 1845 erschien ein Werk über »Die Onanie oder Selbstbefleckung«, 1846 der erste Band von Sprengels »Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneikunde« und 1847 ein weiterer Band »Additamenta« zu Choulants medizinhistorischer Bibliothek. 1849 veröffentlichte er eine abrechnende Bilanz seiner erfolglosen Privatdozentenzeit. Im Gegensatz zur Medizinischen Fakultät der hallischen Universität erkannten andere Rosenbaums Verdienste um die Medizingeschichte an: 1847 erhielt er die Preußische Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft, später wurde er Mitglied der medizinischen Gesellschaften von Brüssel, Dresden, Hamburg, St. Petersburg, Breslau, Brügge und Zürich.

Autobiographie: Neun Jahre aus dem Leben eines Privatdozenten: Ein Beitrag zur inneren Geschichte der medizischen Fakultät zu Halle, Leipzig 1847

Quellen: ADB im www.; Autobiographie; Hans-Theodor Koch, Die akademische Laufbahn des halleschen Privatdozenten Dr. Julius Rosenbaum (1807–1874) im Spiegel der Akten, in: Piechocki/Koch, Beiträge, 1965, S. 172–181.

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