Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Georg Ernst Stahl

Georg Ernst Stahl

geboren:21. Oktober 1659 Ansbach
gestorben:14. Mai 1734 Berlin
Konfession:evangelisch
Vater:Johann Lorenz Stahl (1612-1699), Konsistorial- und Gerichtssekretär Ansbach

Georg Ernst Stahl

Stahl besuchte zunächst das Ansbacher Gymnasium bis er sich am 2. Mai 1679 zum Medizinstudium in Jena einschrieb. Schon während des Studiums lernte er Friedrich Hoffmann (1660-1742) kennen, seinen späteren Kollegen und Konkurrenten in Halle. 1684 wurde Stahl zum Doktor der Medizin promoviert. Anschließend praktizierte er als Arzt, hielt an der Universität Vorlesungen und publizierte erste Schriften.

1687 ernannte ihn der Sachsen-Weimarer Herzog Johann Ernst zu seinem Leibarzt. Diese Tätigkeit sowie seine bisherigen Publikationen machten ihn bekannt und bescherten ihm 1694 die Berufung als ordentlicher Medizinprofessor an die neugegründete hallesche Universität. Dass sein ehemaliger Studienkollege Hoffmann die Berufung unterstützt hat, ist quellenmäßig nicht belegt, ebenso wenig jedoch auch seine Ablehnung. Fakt ist, dass beide Männer die Medizin der Frühaufklärung maßgeblich geprägt und dadurch erheblich zum Ruhm der neugegründeten Universität über die Grenzen Deutschlands hinaus beigetragen haben.

Dabei vertraten sie gegenteilige Auffassungen. Während Hoffmann glaubte, dass der Mensch wie eine Maschine funktioniert und völlig unabhängig von seiner Seele aus mechanischen Gesetzmäßigkeiten besteht, glaubte Stahl das exakte Gegenteil: Der alleinige Schlüssel zur Gesundheit des Menschen sei seine Seele (Animismus). Sie steuere sämtliche Bewegungen und Körperfunktionen, so dass die anatomische oder physiologische Konstitution des Patienten im Grunde unerheblich sei. In dieser engen Verbindung zur Seele wird Stahl auch als Wegbereiter der modernen Psychosomatik betrachtet. Daneben hat Stahl große Errungenschaften auf dem Gebiet der Chemie geleistet.

Hoffmann und Stahl waren nicht nur inhaltlich unterschiedlicher Meinung. Während von Hoffmann eine enorme Außenwirkung ausging, er mit der Vermarktung seiner Medikamente reich wurde und zahlreiche Schüler um sich sammelte, war Stahl eher Einzelgänger und konnte mit der großen Anzahl seiner kompliziert geschriebenen Publikationen keine wirkliche Stahlsche Schule nach sich ziehen. „Zwischen Hoffmann und Stahl bestand ein eigentümliches Band von Anziehung und Gegnerschaft“ (Pantenius). Deshalb würde es nicht verwundern, wenn Hoffmann doch froh gewesen sein sollte, als Stahl 1715 nach Berlin ging. Dort nahm er die Stelle als Erster Leibarzt Friedrich Wilhelms I. an, behielt seine halleschen Lehrstühle zwar noch – er hatte 1709 neben dem medizinischen auch den Lehrstuhl für Physik an der Philosophischen Fakultät übernommen –, aber seinen Lebensmittelpunkt verlagerte er in die preußische Hauptstadt. Außerdem übernahm er dort die Leitung des Collegium Medicum, also die Aufsichtsbehörde zur Unterweisung der praktischen Ärzte, Wundärzte sowie der Apotheker.

Stahl war dreimal verheiratet. 1694 heiratete er Catharina Margarethe Miculci (1668-1696), die bereits nach 2 Ehejahren starb. Erst 1705 heiratete Stahl erneut, dieses Mal Barbara Eleonora Tentzel (1686-1706), die Tochter eines Steuerrats. Auch sie starb, wie bereits die erste Ehefrau, im Wochenbett. 1711 heiratete Stahl das dritte Mal: Regina Elisabeth Wesener (1683-1730), die Tochter des halleschen Stadtphysikus Wesener. Die Tochter aus dieser dritten Ehe, Catharina Luise Charlotte (1717-1784), heiratete 1735 den halleschen Professor der Rechtswissenschaften Johann Samuel Friedrich Böhmer (1704-1772).

Bild: Zentrale Kustodie, MLU Halle-Wittenberg

Quellen: ADB, Bd. 35, Leipzig 1893, S. 780-786; Dreyhaupt, S. 724ff.; Förster, S. 268; Geyer-Kordesch, Johanna: Pietismus, Medizin und Aufklärung in Preußen im 18. Jahrhundert. Das Leben und Werk Georg Ernst Stahls, Tübingen 2000; Jauernig, Reinhold/Steiger, Marga: Die Matrikel der Universität Jena, Bd. 2 (1652 bis 1723), Weimar 1977, S. 774; Pantenius, Michael: Gelehrte, Weltanschauer, auch Poeten, Halle 2006, S. 57ff.; StAH FA, Nr. 1818.

Autorin: JS

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