Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Henrik Steffens

Henrik Steffens

geboren:2. Mai 1773 Stavanger
gestorben:13. Februar 1845 Berlin
Konfession:evangelisch
Vater:Henrik Steffens (1744-1798), Regimentsarzt und Chirurg

Henrik Steffens

Steffens besuchte von 1785 bis 1787 die Schule in Roskilde, anschließend eine Schule in Kopenhagen. 1790 schrieb er sich ebendort zunächst für das Studium der Theologie ein, wechselte dann aber zur Naturgeschichte und Mineralogie. Unterstützt durch die naturwissenschaftliche Gesellschaft Kopenhagen unternahm er ab 1792 eine Seereise zur Westküste Norwegens. Anschließend lehrte er 1796 an der Universität Kiel. Im darauffolgenden Jahr ging er nach Jena, wo er als Adjunkt der Philosophischen Fakultät tätig war und im Jahr 1800 promoviert wurde. Im selben Jahr ging er an die Bergakademie in Freiberg, um sich intensiver mit der Mineralogie zu beschäftigen. Ab 1802 arbeitete er als Privatdozent in Kopenhagen.

Im Jahr 1804 wandte sich der hallesche Professor und Anatom Johann Christian Reil (1759–1813) an Steffens: „‚Ich habe,’ schrieb mir Reil, ‚die Hoffnung, Sie durch mein freundschaftliches Verhältnis zu [Kabinettsrat] Beyme, auf eine vortheilhafte Weise als Professor ordinarius bei der hiesigen Universität angestellt zu sehen. Schreiben Sie mir umgehend, ob Sie geneigt sind, einen solchen Antrag, wenn er an Sie erginge, anzunehmen.’“ (Steffens, ND Bd. 3, 1995, S. 102). Reil fühlte also im Namen Carl Friedrich Beymes bei Steffens vor, ob dieser eine Vokation annehmen würde. Steffens war seit dem 4. September 1803 mit der Tochter des halleschen Komponisten Johann Friedrich Reichardt (1752–1814), Johanna (1784-1848), verheiratet und hoch erfreut, in deutsche Dienste treten zu können, so dass er bald seine Zusage gab. Sein vergleichsweise hohes Gehalt von 1000 Thalern pro Jahr dürfte sein Übriges beigetragen haben. Am 27. April 1804 erfolgte die Berufung auf die ordentliche Professur für Naturphilosophie, Physiologie und Mineralogie.

Als 1806 die Universität Halle wegen der Besetzung Halles durch napoleonische Truppen geschlossen wurde, verließ Steffens Halle mit seiner Familie. Erst 1808 kehrte er zurück. 1811 wurde er an die neugegründete Universität in Breslau berufen, an der er anschließend 20 Jahre lehrte. 1813 nahm er als Freiwilliger in der preußischen Armee an den sogenannten Befreiungskriegen teil, u.a. auch an der Völkerschlacht bei Leipzig.

1832 wurde er an die Universität Berlin berufen. Auch hier lehrte er an der Philosophischen Fakultät die Naturphilosophie, Physiologie und Mineralogie, aber auch Anthropologie und Religionsphilosophie. Die heutige Humboldt-Universität ehrt Steffens mit den Henrik-Steffens-Vorlesungen, zu denen WissenschaftlerInnen und kulturelle Persönlichkeiten aus Norwegen eingeladen werden, um aktuelle Fragestellungen zu diskutieren.

Steffens unterhielt intensive Netzwerke mit Intellektuellen in Deutschland, Dänemark und Norwegen. Er wird in Verbindung mit seiner politischen Rolle oft als „europäischer, politischer Intellektueller“ (Bergner, 2016) bezeichnet. Schon in Halle publizierte er seine bildungspolitischen Vorlesungen und Schriften, die aufgrund ihrer Reformansätze geteilte Reaktionen hervorriefen. Die Zeit der napoleonischen Kriege prägte ihn zunehmend und führte zu einer „Politisierung des Professors“, die 1813 mit seinem Eintritt in die Armee sicherlich zu einem „Höhepunkt seines öffentlichen Wirkens“ führte (Bergner, 2016).

In der so genannten Breslauer Turnfehde 1818/19 war Steffens einer der prominentesten Kontrahenten. Er äußerte sich kritisch gegenüber der politischen Dimension des Turnens. Zwar schätze er die Bedeutung des Turnvater Jahns für die körperliche Betätigung der Jugend, hielt aber deren Erziehung im Sinne eines deutschen Nationalstaats für gefährlich. Dass Steffens damit Einfluss auf den König hatte, zeigte sich nach der nach der Ermordung August von Kotzebues 1819 durch einen Studenten und Turner, als der preußische König vor allem in Breslau, wo Steffens ja lehrte, und Berlin die Turnplätze schließen ließ.

Steffens spielte in den Jahren der preußischen Reformen und deutschen Nationsbildung als politischer Professor und öffentlicher Kommentator der preußischen Politik eine wichtige Rolle (Bergner, 2016).

Organisationen:

1812 Auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

12.03.1835 Ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften Berlin

Bild: Lithografie von Friedrich Jentzen nach einer Zeichnung von Franz Krüger (© CC-BY 4.0)

Quellen: ADB, Bd. 35, Leipzig 1893, S. 555ff.; Bergner, Marit: Henrich Steffens. Ein politischer Professor in Umbruchzeiten 1806–1819, Frankfurt am Main 2016; StAH, FA Nr. 2997; Steffens, Henrich: Was ich erlebte. Aus der Erinnerung niedergeschrieben. 5 Bde, Breslau 1840-1844 (ND Stuttgart, Bad Cannstatt 1995-1996); UAHW Rep 3, Nr. 250 Ernennung der ordentlichen und außerordentlichen Professoren der Philosophischen Fakultät (1797-1804).

 

Autorin: JS

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