Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Erhard Tornier

geboren: 5. Dezember 1894 Obernigk (Schlesien)
gestorben: 1982 Bundesrepublik
Konfession: aus der evangelisch-lutherischen Kirche ausgetreten
Vater: Nervenarzt

Erhard Tornier

1922 promovierte Tornier an der Universität Marburg mit der nicht gedruckten Dissertation »Über die Peridizität der g-adischen, gamma-adischen und pi-adischen Zahlen und damit zusammenhängende Fragen. Als Schüler Helmut Hasses habilitierte er sich 1930 an der Universität Halle. 1932 wurde er Privatdozent der Universität Kiel. Da Helmut Hasse in Göttingen wegen seines Eintretens für Juden und Sozialisten nicht als zuverlässig im Sinne des Nationalsozialismus galt, wurde ihm Tornier als überzeugter Parteigänger zugeordnet. Zunächst nur Lehrstuhlvertreter, erhielt er Mitte der 1930er Jahre ein Ordinariat an der Universität Göttingen und war kurzzeitig gemeinsam mit Hasse Institutsdirektor. Tornier agierte entsprechend den Vorgaben: er initierte Parteigerichtsverfahren, setzte Nicht-Nationalsozialisten unter Druck und denunzierte. Im Zuge des Streites um die »Deutsche Mathematik« wurde Tornier 1936 von Hasse zermürbt, ließ sich aus Krankheitsgründen beurlauben und wurde schließlich »aus dienstlichen Gründen« an die Universität Berlin versetzt. Dort führte er ein offenbar recht exzessives Leben: 1939 wurde er wegen sehr hoher Schulden und Nichterfüllung der Lehrverpflichtung wurde er auf eigenen Antrag emeritiert. Unmittelbar nach der Annexion Polens zog Tornier nach Krakau um. Nach dem Krieg lebte er in Lübeck, später in Hamburg, wo er sich mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung befasste.

Organisationen: seit Anfang 1933 Mitglied der NSDAP Nr. 1 114 305, 1939 ausgeschlossen; im NSLB Gaufachschaftswalter Schleswig-Holstein; zeitweilig Leiter der Abteilung Wissenschaft im Kampfbund für deutsche Kultur

Quellen: BA R 4901/13278; Kürschner; Schappacher, S. 366.

Autor: HE

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