Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Walter Vetter

geboren: 10. Mai 1891 Berlin
gestorben: 1. April 1967 Berlin (Ost)
Konfession: evangelisch-lutherisch
Vater: Dirigent, Mitbegründer des Berliner Philharmonischen Orchesters

Walter Vetter

Vetter besuchte die Vorschule und das städtische Gymnasium in Greiz, danach die Latina der Franckeschen Stiftungen in Halle. Er studierte von 1910 bis 1914 an der Universität Halle Musikwissenschaft, Geschichte und Philosophie, außerdem Dirigieren am Leipziger Konservatorium. 1914/15 war er in einem Heeresmusikcorps eingesetzt, von 1915 bis 1918 diente Vetter als Armiersoldat an der Westfront. Nach dem Ersten Weltkrieg belegte er in Halle erneut Musikwissenschaft, außerdem Kunstgeschichte, Philosophie und Psychologie. 1920 promovierte er an der Universität Leipzig mit einer Dissertation über die Arie bei Gluck zum Dr. phil. Seit 1921 war Vetter Musikredakteur und Dozent an der Volkshochschule in Danzig, 1927 habilitierte er sich an der Universität Breslau für das Fach Musikwissenschaft. Im Winterhalbjahr war er 1928/29 an der Universität Halle mit der Abhaltung von Vorlesungen über Musikwissenschaft beauftragt. Später hatte er Lehraufträge an den Universitäten Breslau und Hamburg inne. 1934 erhielt er in Breslau den Titel eines außerordentlichen Professors. 1936 wechselte er nach Greifswald und wurde 1939 zum Direktor des Musikwissenschaftlichen Instituts ernannt. 1941 wurde er zum ordentlichen Professor an der Universität Posen ernannt. Vetters Anpassung an die politischen Vorgaben ging weit. 1938 sprach er anlässlich einer Konferenz der Deutschen Musikwissenschaftlichen Gesellschaft über »volkhafte Wesensmerkmale« in Mozarts Opern, zollte den antisemitischen Ideen Alfred Rosenbergs Tribut und sprach Mendelsohn dessen deutsche Identität ab. Fachkollegen kritisierte er, weil sie die »jüdische Frage« vernachlässigt hätten. 1946 erhielt er einen Ruf an die Humboldt-Universität Berlin, an der er bis zur Pensionierung 1958 lehrte. Vetter engagierte sich auch hier politisch, vor allem mit Schriften über die osteuropäische Musik. 1950 übernahm er die Leitung der Bachtage in Leipzig, ab 1957 gab er das Jahrbuch der Musikwissenschaften heraus. Als Wissenschaftler war Vetter umstritten. Seine Forschungen über das frühdeutsche Lied und die Köthener Epoche Bachs sind anerkannt. Seine Wertschätzung Glucks wurde hingegen ebensowenig geteilt wie seine emphatische Bewertung Schuberts.

Organisationen:

Quellen: BA R 4901/13279; Pamela Potter, Die deutscheste der Künste: Musikwissenschaft und Gesellschaft von der Weimarer Republik bis zum Ende des Dritten Reichs, Stuttgart 2000, S. 111; Wer war wer in der DDR; The new Grove Dictionary of Music and Musicians, 2001, S. 512 f.

Autor: HE

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