Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Gustav von Zahn

geboren: 22. Juli 1872 Dresden
gestorben: 8. Oktober 1946 Jena
Konfession: evangelisch-lutherisch
Vater: Buch- und Kunsthändler

Gustav von Zahn

Von Zahn wurde zunächst in einer Privatschule unterrichtet, dann besuchte er das Gymnasium zum heiligen Kreuz in Dresden (Reifezeugnis 1891). Er trat als Fahnenjunker in das 3. Königlich Sächsische Infantierieregiment ein und wurde nach dem Besuch der Kriegsschule in Kassel zum Sekondelieutenant ernannt. Zur Gewehr-Prüfungskommission in Spandau abkommandiert, hörte von Zahn an der Universität Berlin Vorlesungen in Geschichte und Geographie. 1899 schied er aus dem Heer aus und widmete sich dem Studium der Geographie, Geologie und Meteorologie in Berlin, Bern und wieder Berlin. Eine Forschungsreise führte 1904 ihn nach Bosnien, Herzegowina und Dalmatien. Ab 1905 war er Assistent im geographischen Institut der Universität Berlin, zu Studien reiste er nach Istrien. 1906 promovierte er an der Universität Berlin mit der Dissertation »Die Stellung Armeniens im Gebirgsbau von Vorderasien« zum Dr. phil. Noch im selben Jahr trat er zum Institut für Meereskunde und begann eine Reise durch die USA und Mexiko. Nach seiner Rückkehr vertrat er den Dozenten für Länderkunde an der Berliner Handelshochschule. Während der Semesterferien reiste er in die Bretagne und nach Südengland. 1909 habilitierte sich von Zahn an der Universität Halle mit einer Arbeit über die zerstörende Arbeit des Meeres an den bretonischen Steilküsten für das Fach Geographie. Seine Antrittsvorlesung hielt er über den »englischen Kanal«. Noch 1909 übernahm er die Vertretung des vakanten Lehrstuhles an der Universität Jena, 1910 habilitierte er sich an die Universität München um, zugleich lehrte er an der dortigen Kriegsakademie und der Handelshochschule. 1911 erhielt von Zahn an der Universität Jena ein besoldetes Extraordinariat für Geographie und Meteorologie. Während des ersten Weltkrieges diente er als Hauptmann der Reserve. 1920 wurde von Zahn zum ordentlichen Professor ernannt, 1929/30 amtierte er als Rektor der Universität. 1934 lehnte von Zahn einen Ruf an die Sun-Yatsen-Universität in Canton (China) ab. 1939 wurde er emeritiert. Als politischer Geograph entwickelte von Zahn ein Programm zur Revision der deutschen Grenzen, das völkischen Lebensraumkonzepten entsprach. In seiner 1927 gehaltenen Festrede anlässlich der Reichsgründung »Was ist des Deutschen Vaterland« räumte er allerdings ein, dass eine Annexion der Niederlanden und Belgiens sowie eine Rückführung Elsaß-Lothringens in absehbarer Zeit nicht durchsetzbar wären. Entschieden forderte er jedoch die Übergabe des polnischen Korridors an Deutschland ebenso wie den Anschluss Österreichs und die Angliederung des Sudetenlandes. Ausgedehnt werden sollte das Deutsche Reich dann in einem zweiten Schritt nach Osten und Südosten, also Slowenien, die Slowakei, Böhmen und Mähren, den Banat und Siebenbürgen. Angesichts der gegenwärtigen Machtlosigkeit des Reiches sei dies ein langfristiges Konzept, aber hoffend auf die Erfüllung dieses »alten deutschen Wunsches« müsse und könne »eine Fülle vorbereitender Arbeit« geleistet werden.

Organisationen: bis 1930 Mitglied der DNVP; Stahlhelm, überführt in den NSDFB, Kyffhäuserbund, Reichsverband deutscher Offiziere; Deutscher Flugsportverband; NSV, NSLB

Quellen: UAHW, Rep. 21, Abt. III Nr. 146; BA R 4901/13281; UAJ D 2746 (PA von Zahn) eingesehen von Michael Ploenus, Jena.

Autor: HE

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