Karl Aner
geboren: | 11. April 1879 in Greiz (Thüringen) |
gestorben: | 8. Juni 1933 in Kiel |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Steuerinspektor, Pfarrer in Berlin-Charlottenburg |
Karl Aner
Aner wuchs in Greiz und Schleiz auf, Theologie und Philosophie studierte er an den Universitäten Leipzig und Greifswald. Die erste theologische Prüfung legte er 1900 in Leipzig ab. Nach kurzer Tätigkeit als Lehrer war er ab 1901 Hilfsgeistlicher in Gera. Die zweite theologische Prüfung absolvierte er 1902 und wurde ordiniert. 1904 wechselte Aner in den Schuldienst, 1905 legte er in Jena die Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen ab. Als Oberlehrer unterrichtete er ab 1906 in Essen Hebräisch, Religion, Deutsch und Latein. 1909 promovierte ihn die Universität Bonn mit einer philosophiegeschichtlichen Studie zum Dr. phil. Studien zur neueren Theologie und Geistesgeschichte folgten, 1912 veröffentlichte er eine Biographie des Aufklärers Friedrich Nicolai. Zu Jahresbeginn 1912 nahm er eine Pfarrstelle in (Berlin-)Charlottenburg an, die er bis 1930 innehatte. Trotz der Förderung durch Adolf von Harnack, bei dem er 1916 mit einer Arbeit über »Sozianismus und Aufklärung« zum Lic. theol. promovierte, gelang eine engere Verbindung mit der konservativ geprägten Theologischen Fakultät der Universität Berlin, und damit die Habilitation, nicht. Sicher trug dazu bei, dass Aner, der den Krieg in Predigten und Schriften 1914/15 begrüßt hatte, durch Art und Verlauf der Kämpfe zum Pazifisten wurde und sich publizistisch gegen alldeutsche Positionen wandte. In dem 1917 veröffentlichten Buch »Das Luthervolk ein Gang durch die Geschichte seiner Frömmigkeit« bezeichnete er den Krieg als »katastrophalen Ausbruch gottwidriger Gesinnung« und bezichtigte die Zelebrierung des »Geniehaften der Lutherreligion« der Unwahrhaftigkeit. In den Jahren 1917 bis 1922 war Aner politisch tätig, setzte jedoch seine Studien an der Universität Berlin fort. 1923 bat er mit einer Schrift über die Theologie der Aufklärung des 18. Jahrhunderts um die Zulassung zur Habilitation in der Theologischen Fakultät der Universität Halle, die ihm dank der Unterstützung durch Friedrich Loofs nicht versagt blieb. Obwohl sich die Hoffnung, in der Nähe Halles eine Pfarrstelle zu erhalten, nicht erfüllte, lehrte Aner ab 1924 hier historische Theologie. Im Wintersemester 1927/28 vertrat er den Lehrstuhl für Kirchengeschichte des nach Berlin gewechselten Erich Seeberg. Ab 1928/29 hatte er einen Lehrauftrag für das Fach Preußische Kirchengeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Provinz Sachsen und des angrenzenden Freistaates Anhalt inne. 1929 erhielt er den Titel eines außerordentlichen Professors. 1930 berief ihn die theologische Fakultät der Universität Kiel trotz der ablehnenden Voten zweier Fakultätsmitglieder auf das Ordinariat für Kirchengeschichte. Grundsatz von Aners Wirken war eine gegenwartsgemäße, liberale Auslegung von Glaubenssätzen. In seinem wissenschaftlichen Werk widmete er sich der Theologie der Aufklärungszeit. Außer kleineren biographischen Aufsätzen und Handbuchartikeln legte er seine bis heute wegweisende Studie zu den theologischen Strömungen der Aufklärung vor (1929, Die Theologie der Lessingzeit). Im Rahmen der Sammlung Göschen publizierte er in den Jahren 1928 bis 1931 eine für die breite Öffentlichkeit gedachte vierbändige kirchengeschichtliche Gesamtdarstellung.
Organisationen: 1916 Eintritt in die Deutsche Friedensgesellschaft, 1919 Mitbegründer des »Bundes Neue Kirche«, der sich noch im selben Jahr mit dem »Bund sozialistischer Kirchenfreunde« und dem »Bund religiöser Sozialisten« vereinigte. 1918/19 stand Aner der DDP nahe, 1919 nahm er an Wahlkampfveranstaltungen der SPD teil. Mitglied der Partei soll er bis in die 30er Jahre gewesen sein. In Kiel schloss er sich vermutlich der DDP bzw. der Staatspartei an.
Quelle: UAHW, Rep. 27, Nr. 875; www.bautz.de
Autor: HE