Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Friederich Wilhelm Felix von Bärensprung

geboren: 30. März 1822 Berlin
gestorben: 26. August 1864 Hornheim bei Kiel
Konfession: evangelisch
Vater: Oberbürgermeister von Berlin

Friederich Wilhelm Felix von Bärensprung

Nach dem Besuch des Cöllnischen Gymnasiums in Berlin studierte von Bärensprung Medizin und Naturwissenschaften an den Universitäten Berlin und Halle. 1843 promovierte er in Halle mit einer Dissertation über mikroskopische Bilder von Hauttumoren und Neuromen zum Dr. med. (»Observationes microscopicae de penitore tumorum nonullorum structura«, gedruckt 1844). Danach reiste er nach Prag, um sich in pathologischer Anatomie weiterzubilden, außerdem widmete er sich entomologischen Studien speziell Coccinen. 1845 trat er eine Assistentenstelle in Krukenbergs hallischer Klinik für innere Medizin an. Im folgenden Jahr legte er die Staatsprüfung im Fach Geburtshilfe ab und ließ sich 1847 als praktischer Arzt in Halle nieder. 1848 habilitierte er sich an der Universität Halle mit einer Abhandlung zur Syphilisbehandlung für das Fach innere Medizin. In der Studie untersuchte er die Durchlässigkeit der Haut für oxydiertes und metallisches Quecksilber (»De transitu medicamentorum praesertim hydrargyri per tegumenta corporis externa«). Vorlesungen hielt von Bärensprung in den folgenden Jahren u. a. über Pathologie, Epidemologie und die Wirkung toxischer Substanzen. Ebenfalls 1848 reiste er nach Oberschlesien, um die dort grassierende Typhusepidemie zu studieren. Die veröffentlichte Studie »Der Typhus in Oberschlesien im Jahre 1848« erbrachte neue Erkenntnisse zur Differenzierung verschiedener Typhuserkrankungen. Das Weltbild von Bärensprungs schlug sich in Invektiven gegen den »trägen slawischen Volksstamm« dieser Gebiete nieder, der noch dazu vom katholischen Klerus »in Dummheit und Aberglauben« gehalten und »von Juden betrogen« werde. Zunächst weiterhin Assistent Krukenbergs, gründete er 1850 eine Privatklinik, die sehr rasch von der Bevölkerung angenommen wurde. Auch in Halle war von Bärensprung während mehrerer Cholera- und Typhusepidemien ärztlich tätig und publizierte dazu (»Über die Folge und den Verlauf epidemischer Krankheiten. Beobachtungen aus der medizinischen Geschichte und Statistik der Stadt Halle«, 1854). Diese Schrift enthielt zugleich sozialkritische Beobachtungen, so begrüßte er neue städtebauliche Maßnahmen, damit die arme Bevölkerung der Stadt nicht länger gezwungen sein würde, in »alten, von Schmutz und Ungeziefer starrenden und verpesteten Quartieren« zu leben. Außerdem plädierte er für die Schaffung von Kinderkrippen und Kinderbewahranstalten, um die epidemisch grassierende Skrofulose und Tuberkolose einzudämmen. Außerdem verfasste von Bärensprung wissenschaftliche Arbeiten Temperaturmessung des Foetus und des erwachsenen Menschen (in: Müllers Archiv 1851 f.). 1853 wurde er nach Berlin leitender Arzt der Syphilisabteilung in der Charité berufen, ab 1857 war er außerordentlicher Professor der Universität Berlin. An der Charité baute er eine weitere Abteilung für Hautkrankheiten auf. 1858 lehnte er einen Ruf an die Universität Dorpat ab. Ab den 1850er Jahren veröffentlichte von Bärensprung in den Annalen der Charité regelmäßig Forschungsberichte, u. a. Erscheinungsformen der Syphilis, der Inkubationszeit der Pocken und zahlreichen Hautkrankheiten sowie statistische Mitteilungen (1855–1862). Außerdem arbeitete er an einem Atlas der Hautkrankheiten mit (postum 1867). Als verdienstvoll charakterisierte die Ärztin Christine Jüttner in der Rückschau die durch von Bärensprung gegebene anatomische Begründung der neuritischen Dermatosen durch den Nachweis der Spinalganglienerkrakung bei Herpes Zoster. Außerdem erzielte er durch gewissenhafte Pflege in seiner Klinik Erfolge bei der Linderung von Prurigo, einer stark juckenden Form der Dermatosen. Das in Frankreich erstmals, aber erfolglos, angewandte Verfahren der Syphilidation – gewissermaßen ein Impfverfahren – versuchte von Bärensprung weiterzuentwickeln. Nicht ohne Skrupel, aber ethisch mehr als nur fragwürdig, initiierte er an der Charité eine Versuchsreihe, in der gesunde Frauen mit Syphilis infiziert wurden. Anerkannt wurden diese Studien vor allem, weil von Bärensprung damit zur Differenzierung der Diagnose der Geschlechtskrankheiten beitrug: Er gilt als der eigentliche Begründer der Dualitätslehre von Schanker und Syphillis. Heftige literarische Auseinandersetzungen verursachte von Bärensprungs vehemente Ablehnung der Quecksilbertherapie bei Syphilis. Es steht fest, dass von Bärensprung seine Kranken falsch behandelte, jedoch auch sich selbst. 1862 wurde er mit einer Dementia paralytica (als Folge einer Syphiliserkrankung) in die Anstalt Hohenheim bei Kiel verlegt. Hier stellte er noch sein Werk »Über hereditäre Syphillis« (1864) fertig, wenige Wochen später ertränkte er sich in der Ostsee.

Quellen: ADB im www.; Pagel, Sp. 75 f.; Christine Jüttner, Der Berliner Dermatologe Friedrich Wilhelm Felix von Bärensprung (1822–1864) und seine Verdienste in Forschung und Lehre, Diss. med. Würzburg 1997

Autor: HE

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