Johann Wilhelm Baier (d.Ä.)
geboren: | 11. November 1647 Nürnberg |
gestorben: | 19. Oktober 1695 Weimar |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Johann Wilhelm Baier (gest. 1647), Kaufmann |
Johann Wilhelm Baier (d.Ä.)
Baier besuchte ab 1659 das Altdorfer Gymnasium. Seit 1664 studierte er an der Universität Altdorf die philosophischen Fächer und legte drei Jahre später den Magistertitel ab. Daraufhin wechselte er an die Jenenser Universität, um dort Theologie zu studieren. 1673 schließlich erlangte er den für die Theologen üblichen Titel des Lizentiats.
Am 2. Juni 1674 erhielt er den Ruf auf die Professur für Kirchengeschichte an der Universität Jena. Zwei Monate später legte er die theologische Doktorwürde ab. Etwa in diese Zeit dürfte seine Eheschließung mit Anna Catharina Musäus gefallen sein, der Tochter des Theologieprofessors Johannes Musäus (1613-1681) in Jena. Drei Söhne des Paares gelangten ebenfalls zu einiger Bekanntheit: Johann Wilhelm d. J. (1675-1729) wurde Professor der Mathematik, Physik und Theologie in Altdorf; Johann Jakob (1677-1735) wurde Medizinprofessor in Altdorf, später kaiserlicher Leibarzt und schließlich sogar Vorsitzender der Leopoldina; Johann David (1681-1752) wurde Theologieprofessor in Altdorf.
1694 erhielt Baier den Ruf an die gerade neugegündete hallesche Universität. Dabei handelte es sich nicht nur um eine ordentliche Professur der Theologie, sondern der Posten war verbunden mit der Position des Professor primarius und dem des ersten Prorektorats der Universität.
Baier vertrat eine auf Ausgleich bedachte theologische Linie und stand so zwar fest auf der Seite der lutherischen Orthodoxie, beteiligte sich aber nicht am „Kampf" gegen den Pietismus. Vermutlich ist dies einer der Gründe für seine Berufung. Aufgrund dieser Position passte er sehr gut in die Konfessionspolitik des brandenburgischen Kurfürsten. (vgl. hierzu: Taatz-Jacobi, S. 140ff.) Dieser wollte zwar eine Alternative zur lutherischen Orthodoxie schaffen, wie sie etwa in Wittenberg vermittelt wurde. Gleichzeitig verschonte der Name Baiers die neue Universität vor dem Vorwurf der Häresie. Baier forderte jedoch auch in Halle eine strenge Bekenntnis zur Konkordienformel, was hier auf Widerstand stieß. So nahm er 1695 den Ruf als Oberhofprediger und Generalsuperintendent nach Weimar an. Es findet sich in den Fakultätsakten ein Hinweis vom 9. August 1695, wo man den Abgang „Beyers" notierte und die Notwendigkeit eines „Ersatzes" artikulierte. Aber schon im Oktober dieses Jahres verstarb Baier in Weimar.
Bild: Zentrale Kustodie, MLU Halle-Wittenberg
Quellen: ADB, Bd. 1, Leipzig 1875. S. 774; BBKL, Bd. 1, Hamm 1990. Sp. 347–348; Förster, S. 193; Jauernig, Reinhold/Steiger, Marga: Die Matrikel der Universität Jena. Bd. II (1652–1723), Teil 1. Weimar 1977. S. 24; NDB, Bd. 1, Berlin 1953. S. 543; Steinmeyer, Elias von (Hg.): Die Matrikel der Universität Altdorf, Bd. 1, Würzburg 1912. S. 343; Stephan, Christian: Die stumme Fakultät. Biographische Beiträge zur Geschichte der Theologischen Fakultät der Universität Halle. Dössel 2005; Taatz-Jacobi, Marianne: Erwünschte Harmonie. Die Gründung der Universität Halle als Instrument brandenburg-preußischer Konfessionspolitik. Motive, Verfahren, Mythos (1680–1713). Berlin 2014; UAHW Rep 3, Nr. 239 Ernennung der Adjunkten, außerordentlichen und ordentlichen Professoren bei der Theologischen Fakultät (1691-1786).
Quellen: Kustodie
Autor: JS