Gerhard Bassarak
geboren: | 3. Februar 1918 Willenberg (Ostpreußen) |
gestorben: | nicht ermittelt |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Diakon |
Gerhard Bassarak
Die Reifeprüfung legte Bassarak 1937 am Reform-Realgymnasium Ortelsburg (Ostpreußen) ab. Er absolvierte den Arbeitsdienst und schrieb sich an der Philosophischen Fakultät der Universität Königsberg ein. Von 1939 bis 1945 leistete er Kriegsdienst. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft studierte Bassarak ab 1946 Theologie in Halle. 1950 wurde er Vikar und erhielt 1953 die Ordination. Danach war er als Reisesekretär der Evangelischen Studentengemeinde und Studentenpfarrer in Berlin tätig. 1957 wurde er zum Studienleiter der Evangelischen Akademie Berlin Brandenburg ernannt. 1958 gehörte der inzwischen dem Ministerium für Staatssicherheit verpflichtete Bassarak (IM »Buss«) zu den Gründern des »Weißenseer Arbeitskreises«, der die Abspaltung der evangelischen Kirchen in der DDR von der EKD befürwortete. Ab 1959 war er Mitarbeiter der Zeitschrift »Zeichen der Zeit« und Mitglied des Friedensrates der DDR, dessen Präsidium er später zeitweise angehörte. Von 1963 bis 1976 hatte Bassarak die Funktion des Internationalen Sekretärs der Christlichen Friedenskonferenz inne. 1965 promovierte Bassarak an der Comenius-Fakultät Prag. 1967 wurde er – gegen den Willen der Fakultät – zum Professor für ökumenische Theologie an der Universität Halle berufen. Eine Berufung nach Ostberlin war zu dieser Zeit auf Grund von Richtungskämpfen innerhalb der staatstreuen Theologie nicht möglich. Bassarak bewies seine absolute Loyalität mehrfach. In seiner hallischen Zeit rechtfertigte er demonstrativ, weil gerade auf Westreise, den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in Prag. 1969 veröffentlichte Bassarak seine gesammelten Aufsätze. Alle seien »selbstverständlich« Diskussionsbeiträge »vom gesellschaftlichen und kirchlichen Boden in der Deutschen Demokratischen Republik aus« und – als Dank für die »gute und verständnisvolle Zusammenarbeit mit vielen Menschen aus den verschiedensten Verantwortungsbereichen in Staat und Gesellschaft« – auf den »Gabentisch« zum 20. Geburtstag der DDR gelegt worden. In diesem Buch (»Gebet für die Welt«) argumentierte Bassarak geschickt und sprach auch heikle Themen an, etwa – nach Römer 13 – das Verhältnis des Christen zum totalitären Staat und die Grenzen der Pflicht gegenüber »atheistischer« Obrigkeit. Einer strengen Prüfung halten zwar weder die theologischen noch die philosophisch-staatsrechtlichen Konstruktionen stand, doch für den, der in der DDR Orientierung und Argumente für die Akzeptierbarkeit der SED-Diktatur suchte, bot Bassaraks Theologie hinreichend viele Anknüpfungspunkte. Offensichtlich waren die staatlichen »Organe« vom Buch angetan: 1969 wurde Bassarak samt der Professur für Ökumenik an die Humboldt-Universität Berlin umgesetzt. Formal habilitierte er sich allerdings erst 1977 mit einer knapp gehaltenen Schrift über die »Missionsstrategie im Wandel: zur ökumenischen Bedeutung der Weltmission zwischen Kolonialismus und Ökumene«. International übernahm er wieder – offenbar im Auftrag staatlicher Behörden – Verantwortung. U. a. war er ab 1978 einer der Vizepräsidenten der Christlichen Friedenskonferenz. Immer wieder bemühte sich Bassarak unter dem Deckmantel der Ökumene um eine theologische Rechtfertigung der kommunistisch-totalitären Regimes in Europa und Lateinamerika (»Ökumenische Diakonie: Beiträge über den Dienst der Kirche in sozialistischer Gesellschaft aus Bulgarien, der CSSR, Kuba, Polen, Rumänien, Ungarn und der UdSSR«, 1975; »Ökumene in Polen«, 1982; »Luther und Luthertum in Osteuropa: Selbstdarstellungen aus der Diaspora und Beiträge zur theologischen Diskussion«, 1983). Bassaraks Engagement war jedoch sicher von der tiefen Überzeugung getragen, dass nur die sozialistischen Länder mit der Sowjetunion an der Spitze Frieden in der Welt garantieren könnten. Einige seiner Bücher, so »Theologie des Genitivs: Wider falsche Wege des Dienstes am Wort« (1975), beeindrucken durch ihre subtile, aber zugleich kämpferisch-parteiliche Argumentation.
Geehrt wurde der 1983 emeritierte Bassarak, der nach unbestätigten Angaben unweit von Berlin lebt, u. a. 1964 mit dem Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Bronze.
Quellen: UAHW, Rep. 27, Nr. 316; UAHW, Rep. 11, PA 17929 (Bassarak); Auskunft aus der Studierendenkartei im UAHW; Wer war wer in der DDR?, S. 45., zur Einsetzung in Halle vgl. Stengel, Theologische Fakultäten, S. 476 f.; zu Bassaraks Wirken in der Christlichen Friedenskonferenz vgl. Gerhard Besier, SED-Staat und Kirche, 3 Bände, München und Berlin 1993–1995.
Autor: HE