Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Emil von Behring

Emil von Behring

geboren: 15. März 1845 Hansdorf bei Deutsch-Eylau (Westpreußen)
gestorben: 31. März 1917 Marburg
Konfession: evangelisch
Vater: Grundschullehrer

Emil von Behring

Gemäß der Familientradition war für Behring eine Laufbahn als Lehrer vorgesehen. Vom Vater und durch einen Pfarrer wurde er auf den Besuch des Gymnasiums vorbereitet. Behring trat in das Gymnasium Hohenstein in Ostpreußen ein, das Schulgeld konnte der Vater jedoch nicht lange aufbringen. Auf Grund seiner Begabung erhielt Behring finanzielle Förderung, so dass er die Schule nicht vorzeitig verlassen musste (Reifeprüfung 1874). Ein Freund der Familie ermöglichte ihm das Studium, Behring entschied sich gegen die Theologie und für eine Laufbahn als Militärarzt. Er wurde am militärärztlichen Institut der Charité immatrikuliert und absolvierte den üblichen Dienst an der Waffe. 1878 promovierte er an der Universität Berlin mit der Dissertation »Neuere Beobachtungen über die Neurotomia opticociliaris« zum Dr. med. Danach war Behring als Truppenarzt in der Provinz Posen tätig. Er beschäftigte sich vor allem mit hygienischen Fragen und Problem der Sepsis, konnte seinen wissenschaftlichen Neigungen jedoch zunächst nur als Gast in einem Posener Laboratorium nachgehen. Vermutlich wegen privater Schwierigkeiten (Spielschulden) wurde Behring nach Winzig in Schlesien versetzt. Hier wurde er mit einer Diphtherieepidemie konfrontiert, der er weitgehend hilflos gegenüberstand. 1885 legte Behring das Kreisarztexamen ab, 1886 nahm er an einem bakteriologischen Untersuchungskurs teil. Mehrere Veröffentlichungen zu Fragen der Desinfektion und eine nun beispielhafte Pflichterfüllung wurden von Vorgesetzten anerkannt. Der Beförderung zum Stabsarzt 1887 folgte eine Kommandierung zum pharmakologischen Laboratorium der Universität Bonn. 1888 wurde Behring an die militärärztliche Akademie in Berlin versetzt und 1889 als Assistent zum Hygienischen Institut der Universität Berlin abkommandiert. 1891 wechselte er mit Robert Koch an das für diesen geschaffene Institut für Infektionskrankheiten. 1894 schied Behring als Bataillonsarzt aus dem Militärdienst aus. Gemeinsam mit dem ebenfalls bei Koch tätigen Japaner Shibasaburo Kitasato war Behring inzwischen, 1890, der entscheidende Durchbruch bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten gelungen: die Serumtherapie. Behring entwickelte den Gedanken, Krankheitserreger nicht mit körperfremden Chemikalien, sondern mit körpereigenen Abwehrstoffen zu bekämpfen. Behring gelang nach umfangreichen Studien die Herstellung eines Serums gegen Diphtherie, Kitatsato die des entsprechenden Mittels gegen Wundstarrkrampf. Beim Menschen angewandt wurde Behrings Diphtherieserum erstmals 1893, innerhalb von zwei Jahren sank die Mortalitätsrate der Erkrankten um 50 Prozent. Gemeinsam mit den Farbwerken in Höchst errichtete Behring Produktionsstätten für das Diphtherieserum.

Seit 1892 hatte das Preußische Kultusministerium versucht, Behring auf einen Lehrstuhl an einer Universität zu versetzen, um diesem größere Handlungsspielräume und Mittel für eigene Forschungen zu verschaffen. Differenzen mit Koch ließen diesen Schritt um so dringender erscheinen. Zum Wintersemester 1894/95 trat Behring eine Stelle als außerordentlicher Professor für Hygiene an der Universität Halle an. Lehrerfolg war ihm hier nicht beschieden, nur 20 Studenten schrieben sich ein, acht Hörer beendeten den Kurs. Als Grund dafür gab Joseph von Mehring an, dass Behring das Gesamtgebiet der Hygiene »nicht völlig« beherrsche, »vortrefflich« eigne er sich aber dazu, wissenschaftliche Arbeiten auf seinem Sondergebiet »zu leisten und anzuregen«. Gegenüber anderen Universitäten, die Behring berufen wollten, äußerte sich die Fakultät freimütiger und warnten vor der unzureichenden Lehrbefähigung Behrings. Vom Kultusministerium wurde Behring 1895 schließlich gegen den willen der dortigen Fakultät als Ordinarius an die Universität Marburg versetzt und zum Direktor des dortigen Hygienischen Instituts ernannt. Gemeinsam mit den Farbwerken baute er in Marburg größere Produktionsstätten für Seren und andere Arzneimittel (»Behring-Werke«) auf, scheiterte jedoch an der Entwicklung eines wirksamen Mittels gegen Tuberkulose. Diese Forschungen und die Verbesserung des Diphtherieserums beschäftigten Behring bis zu seinem Tod, wenn er auch ab etwa 1914 wegen zunehmender Depressionen und weiterer Erkrankungen nicht mehr auf Tagesfragen des Instituts und der Behring-Werke eingehen konnte.
Behrings wissenschaftliche Leistung fand nach den heftigen Debatten der Jahre 1891 bis 1894 internationale Anerkennung. Bereits am 18. Januar 1901 erfolgte die Nobilitierung Behrings und im selben Jahr am 10. Dezember erhielt er – als erster – den Nobelpreis für Medizin. Frankreich verlieh ihm das Offizierskreuz der Ehrenlegion. 35 wissenschaftliche Gesellschaften und Akademien ernannten Behring zu ihrem Mitglied, die Medizinische Fakultät der Universität Halle verlieh dem einst Ungeliebten 1912 die Ehrendoktorwürde.

Quellen: Dissertation; NDB Band 2, S. 14 f.; H. Zeiss und R. Bieling, Behring – Gestalt und Werk, Berlin 1941.

Autor: HE

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