Eugen Dreher
geboren: | 21. Januar 1841 Stettin |
gestorben: | 6. März 1900 Berlin |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Kaufmann |
Eugen Dreher
Nach dem Besuch der Realschule absolvierte Dreher auf Wunsch des Vaters eine kaufmännische Lehre. Er besuchte die Landwirtschaftsakademie Bonn-Poppelsdorf, außerdem hörte er an der Universität Bonn Philosophie, Biologie und Chemie. Ab 1866 studierte Dreher an der Universität Göttingen Chemie, u. a. bei Friedrich Wöhler. 1867 promovierte er in Göttingen mit der Dissertation »Über Bibromsalicylsäure«. Danach setzte er seine philosophischen Studien an der Universität Berlin fort. 1869 reiste er nach Frankreich und Italien. Die Reifeprüfung legte Dreher 1871 extern am Friedrichsgymnasium in Berlin ab. Danach veröffentlichte er als Privatgelehrter ein Buch über »Die Kunst in ihrer Beziehung zur Psychologie und Naturwissenschaft« (1875) sowie Aufsätze zur Physiologie und Psychologie in anerkannten Zeitschriften. Anerkennung bei konservativ-christlichen Kreisen fand Drehers 1877 publizierte Kampfschrift gegen materialistische Interpretationen der Abstammungslehre (»Der Darwinismus und seine Stellung in der Philosophie«, 2. Auflage 1882 unter dem Titel »Der Darwinismus und seine Konsequenzen in wissenschaftlicher und sozialer Beziehung«). Gefördert durch Hermann Ulrici habilitierte sich Dreher 1879 an der Philosophischen Fakultät der Universität Halle für das Fach Naturphilosophie. Dazu legte er die Schrift »Die vierte Dimension des Raumes« vor, in der er sich kritisch mit den gängigen Theorien zu dem Problem auseinandersetzte. Seine Antrittsvorlesung hielt er »Über Nervenfunktion und psychische Tätigkeit«. Ebenfalls 1879 erschien seine umfangreiche Studie »Über Wahrnehmung und Denken« in der er sich gegen den erkenntnistheoretischen Pessimismus der Philosophie wandte. In den folgenden Jahren publizierte Dreher eine Reihe von Schriften kritischen und polemischen Charakters, u. a. wandte er sich gegen die Theorie vom Weltäther und plädierte für eine Modifizierung der Atom- und Molekulartheorie. Da jedoch seine Belege für die Existenz einer »chemischen Strahlung« zu Recht von anderen Wissenschaftlern als nicht stichhaltig empfunden wurden, trat Dreher in eine publizistische Auseinandersetzung mit den »Poggendorffschen Annalen«, der damals angesehensten Zeitschrift für das Gebiet der Naturwissenschaften. Wirr erscheinen in der Rückschau Drehers Vorstellungen über den Charakter des Lichts und zur Theorie der Spektren. Ins Abseits stellte sich Dreher auch mit seinem Plädoyer für die Musik Richard Wagners (»Ton und Wort mit Bezugnahme auf das Musik-Drama Richard Wagners«, 1880). Von seinem Recht, Vorlesungen zu halten, machte Dreher nur sporadisch Gebrauch, 1882 gab er die Privatdozentur auf. In den folgenden Jahren profilierte er sich als konservativer Philosoph, u. a. mit der Schrift »Der Materialismus: eine Verirrung des menschlichen Geistes« (1892). Drehers Alterswerk war ein Buch über »Die Grundlagen der exakten Naturwissenschaften« (1900), postum erschienen seine »Philosophischen Abhandlungen« (1903). Die deutsch-amerikanische Universität Chicago verlieh Dreher den Professorentitel ehrenhalber.
Quellen: UAHW, Rep. 21, Nr. 130/I; Chronik 1882/83, S. 12; Dissertation; Habilitationsschrift; Biog. Jb. u. Dt. Nekrolog 1900; Ziegenfuß/Jung, Band 1, S. 256.
Autor: HE