Johann Friedrich (Gottfried) Eiselen
geboren: | 21. September 1785 Rothenburg an der Saale |
gestorben: | 3. Oktober 1865 Halle |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Hüttenbeamter, Bergrat |
Johann Friedrich (Gottfried) Eiselen
Da der Vater nach Berlin versetzt wurde, erhielt Eiselen seine Gymnasialbildung in Berlin. 1805 bezog er die Universität Erlangen wo er Theologie, Philosophie und Mathematik studierte. Ein von ihm angestrebter Wechsel nach Halle und zur Kameralwissenschaft scheiterte an der Auflösung der hallischen Universität. Eiselen arbeitete kurze Zeit als Lehrer am Gymnasium Bayreuth, 1809 promovierte er mit einer (ungedruckten) Dissertation über das Naturrecht. 1810 kündigte er in Erlangen Mathematikvorlesungen an, da jedoch Stadt und Universität an Bayern fielen, zog er nach Berlin um. Hier war er Erzieher des Grafen Arnim-Boitzenburg. 1813 trat er als Freiwilliger in das Lützower Jägerregiment ein (ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz), 1841 später schrieb er nach eigenen und fremden Aufzeichnungen dessen Geschichte. Nach dem Krieg gegen Frankreich bat Eiselen an der Universität Berlin um die Zulassung als Dozent für Geschichte, 1815 wurde er nach der Einreichung einer lateinischen und einer deutschen Abhandlung sowie einem Kolloquium habilitiert. Ab 1816 las er Geschichte, ab 1818 Nationalökonomie. Im selben Jahr erschien seine Schrift »Über die Grundzüge der Staatswirtschaft oder der freien Volkswirtschaft und der sich darauf beziehenden Regierungskunst«. 1820 ernannte die preußische Regierung Eiselen zum außerordentlichen Professor, 1821 wurde er nach Breslau versetzt. 1828 verfasste er ein anerkanntes »Handbuch des Systems der Staatswissenschaft«. 1830 wurde er an die Universität Halle berufen, wo er bis zu seinem Tode lehrte. Seit 1832 war er Stadtverordneter in Halle und engagierte sich in den 1840er und 1850er Jahren für die Einigung der deutschen Staaten unter preußischer Führung (»Preußen und die Einheitsbestrebungen in Deutschland«, 1850) Eiselen war jedoch vorwiegend wissenschaftlich tätig: 1837 gab er das »Lehrbuch der Staatsfinanzwissenschaft« heraus, 1843 veröffentlichte er das Werk »Die Lehre von der Volkswirtschaft in ihren allgemeinen Bedingungen und in ihrer besonderen Entwicklung oder Wissenschaftliche Darstellung der bürgerlichen Gesellschaft als Wirtschaftssystem – Ein Handbuch für die Freunde dieser Wissenschaft und für Staatsmänner«, 1862 erschien sein Buch »Der preußische Staat: Darstellung seiner geschichtlichen Entwicklung und seiner gegenwärtigen natürlichen sozialen und politischen Verhältnisse«. Seit 1862 war er Vertreter der Universität im Herrenhaus.
Heute gilt Eiselen, der zu seiner Zeit hohes Ansehen genoss, als wenig profilierter und unorigineller Wissenschaftler. Er vollzog weder die Wendung zur historischen Sichtweise mit, noch die zur statistischen Methode. Zwar adaptierte er die Lehren Adam Smiths und plädierte, durchaus liberal, für eine stärkere Mischung der Besitzverhälnisse des Bodens, sah seine Wissenschaft jedoch nicht als eine an, mit der sich Gesellschaft gestalten ließe. Seine Stärke lag auf systematischen und darstellerischen Gebiet, sein Lehrbuch über Volkswirtschaftslehre war jahrzehntelang das einzige für dieses Gebiet.
Quellen: ADB im www.; Otto Lehmann, Die Nationalökonomie an der Universität Halle im 19. Jahrhundert, Diss. rer. pol., Halle 1935, S. 141–149.
Autor: HE