Hugo (Alexander) Eisenhart
geboren: | 8. Januar 1811 Wolmirstedt |
gestorben: | 19. Mai 1893 Halle |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | nicht ermittelt |
Hugo (Alexander) Eisenhart
Der Vater, von Eisenhart als leidend beschrieben, war offenbar vermögend und ermöglichte dem Sohn den Besuch des Gymnasiums in Magdeburg und das Studium der politischen Staatswissenschaften, der Philosophie und des Rechts in Halle. 1832 wechselte Eisenhart an die Universität Berlin und studierte bei dem bedeutenden Staatswissenschaftlern Friedrich Raumer vor allem Nationalökonomie und Statistik. 1834 promovierte er an der Universität Halle mit der Dissertation »Qua origo gentis Habsburgo-Ausriacae ex diplomatis et scriptoribus aequalibus demonstratur« zum Dr. phil. Wegen der Einwände des Historikers Heinrich Leo (»dilettantisch«) wurde er nicht, wie beabsichtigt, für das Fach Staatswissenschaften habilitiert. Auch 1836 wurde die Habilitation erneut abgelehnt. 1838 verfasste Eisenhart eine Reihe von Streitschriften. Das Buch, »Sankt Georg: Ein Versuch zur Begründung des Neuhegelianismus mitgeteilt auf Veranlassung des Richard Rotheschen Ausfalls gegen die Kirche« war dem Theologen Julius Schaller gewidmet und lässt sich rückschauend als Kritik am christlichen Fundamentalismus interpretieren. In der Schrift »Die Götterdämmerung: Ein Versuch zur Begründung des angewandten Neuhegelianismus mit einer streitbaren Zuneigung an J. Görres über die heilige Dreieinigkeit« hielt Eisenhart ein Plädoyer für das Abstreifen der nach seiner Ansicht unwesentlichen Bestandteile des Staates und der Kirche. Als Vorstoß, individualistischen, naturrechtlichen Auffassungen zum Durchbruch zu verhelfen, lässt sich das Buch »Runen: Versuch einer Erscheinungslehre des Reichs veranlasst durch die Staatsbegriffe der Herrn Stahl und Leo, mit einem Vorwort an David Strauss über den Grund seiner Verwechslung des Heilands mit dem Gemeinsamen« deuten. Obwohl missgünstige Gutachter zu dem Schluss kamen, das von Eisenhart präsentierte sei wohl »ziemlich bunt«, endete das Habilitationsverfahren für ihn 1840 mit der Ernennung zum Privatdozenten für das Fach Staatswissenschaften. Für lebhafte Debatten sorgte 1843/44 Eisenharts zweibändiges Werk »Philosophie des Staates oder Allgemeine Sozialtheorie«; »Positives System der Volkswirtschaft oder Ökonomische Sozialtheorie«. Wenn sich auch die Philosophische Fakultät hinter seine konservativ-freiheitlichen Vorstellungen stellte, so sorgten Eisenharts hellsichtige Warnungen vor einem wahrscheinlichen Aufstand des »Pöbels« für ein tiefes Misstrauen der preußischen Ministerialbürokratie gegen ihn. Zum außerordentlichen Professor wurde Eisenhart, der vorwiegend Statistik und Politikwissenschaften las und stets liberale Positionen vertrat, erst 1856 ernannt. Sein Fach, das Staats- und Verwaltungsrecht, etablierte das Ministerium 1868 an der juristischen Fakultät. Unterdessen forschte und publizierte Eisenhart unentwegt zum Geldwesen und der Steuergesetzgebung (»Kunst der Besteuerung«, 1868). 1863 hielt er an der Universität Halle die erste Vorlesung zur Geschichte der Nationalökonomie. Sein Buch »Geschichte der Natiönalökonomik« (1882, 3. Auflage 1901) erschien sowohl den Zeitgenossen als späteren Beobachtern als eine durchaus, wie Otto Lehmann 1935 in seiner Dissertation über die Nationalökonomie urteilte, »auf der Höhe« der »Aktualität« stehende »kraftvolle Skizze« und verschaffte Eisenhart Eingang in die verschiedenen Lexika zur Wirtschaftswissenschaft.
Bemerkung: Eisenhart selbst gibt als Geburtstag den 8. an, gelegentlich wird der 11. Januar genannt.
Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 5735 (Eisenhart); Chronik 1893/94, S. 5; UAHW, Rep. 21, II Nr. 40, 52 und 59; Lehmann, Nationalökonomie.
Autor: HE