Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Otto Eißfeldt

Otto Eißfeldt

geboren: 1. September 1887 Northeim
gestorben: 23. April 1973 Halle
Konfession: evangelisch
Vater: Rechtsanwalt und Notar

Otto Eißfeldt

Eißfeldt besuchte Schulen in Northeim, Koblenz, Dortmund und bestand 1905 in Duisburg sein Abitur. Von 1905 bis 1912 studierte er Theologie und orientalische Sprachen an den Universitäten Göttingen und Berlin, 1908 legte er die erste theologische Prüfung in Hannover ab, von 1908 bis 1912 war er Inspektor am Studienhaus Johanneum Berlin. 1911 promovierte er zum Lic. theol., 1912 legte er die zweite theologische Prüfung in Berlin ab. 1912 wurde er zum Früh- und Hilfsprediger an der Jerusalems- und Neuen Kirche in Berlin berufen. Er arbeitete ab 1913 als Privatdozent für das Fach Altes Testament in Berlin, promovierte 1916 in Göttingen, erhielt 1918 den Titel Professor und 1920 einen Lehrauftrag. 1922 wurde er zum ordentlichen Professor für  alttestamentliche Wissenschaft nach Halle berufen. Von 1922 bis 1945 war Eißfeldt persönlicher Ordinarius, 1927 lehnte er einen Ruf nach Gießen und 1942 einen Ruf nach Göttingen ab. 1929/30 und vom 25.06.1945 bis 31.07.1948 war er Rektor der Universität Halle-Wittenberg und 1926/27 und 1945 Dekan der Theologischen Fakultät. Von 1936 bis 1950 gehörte Eißfeldt dem Konsistorium der Kirchenprovinz Sachsen an. In den 50er Jahren hielt er Gastvorlesungen an Universitäten in Hamburg, Kopenhagen, Mainz und Erlangen und war Gastprofessor in Tübingen. 1957 emeritiert, wurde Eißfeldt 1959 und 1962 reaktiviert. 1956 wurde er zum Ehrensenator der Universität Halle-Wittenberg ernannt.​
Er veröffentlichte u.a. eine Hexateuch Synopse (1922) sowie den Sammelband „Einleitung in das Alte Testament“ (1946). Ab 1929 widmete er sich insbesonders insbesondere den bei Ausgrabungen im nordsyrischen Ras Schamra gefundenen altphönizischen Texttafeln.
Otto Eißfeldt verstarb am 23.04.1973 in Halle.

Organisationen: Von 1933-45 war er Mitglied des NSV, RLB und der Reichsdozentenschaft. Von 1923-28 war er in der Deutschnationalen Volkspartei und ab 1945 Mitglied der CDU. Bis 1937 Mitglied des Rotary-Clubs.​
Als Mitglied des 1958 verbotenen Spiritus-Kreises an der Universität Halle geriet er unter öffentliche Kritik der von der SED beherrschten Universitätsleitung. Schon vorher hatte er sich für Universitätsangehörige und Studierende eingesetzt, die aus politischen Gründen verfolgt wurden.
Er war Mitglied in der deutschen und der sächsischen Akademie der Wissenschaft und der DMG. Auch international genoss er großes Ansehen und wurde mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet, u.a. dem Titel des Ehrendoktors der Universitäten Glasgow 1951 und Budapest 1955. Außerdem war er Ehrenmitglied der british society for old testament studies und der „american society for biblical literature and exegis“, sowie korrespondierendes Mitglied der „academie des inscriptions et belles lettres“.

Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 139 (Eißfeldt); DBE Bd. 3, S. 78.

Auswahl weiterer Literatur: Gerstengarbe, Sybille und Horst Hennig: Opposition, Widerstand und Verfolgung an der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg 1945 - 1961. Eine Dokumentation. Leipzig 2009, 74f., 80f. passim

Zobel, Hans-Jürgen: Otto Eißfeldt als Theologe. Zum Verhältnis von"Israelitisch- jüdischer Religionsgeschichte" und "Alttestamentlicher Theologie" im Lebenswerk Otto Eißfeldts, in Altes Testament, 1993, S. 267-292.

EMPORIUM. 500 Jahre Universität Halle-Wittenberg. Landesausstellung Sachsen-Anhalt 2002; Katalog zur Ausstellung im Löwengebäude; Halle 2002, z.B. S. 247ff.

Stephan, Christian: Otto Eißfeldt (1887-1973) in: Die stumme Fakultät : biographische Beiträge zur Geschichte der Theologischen Fakultät der Universität Halle, 2005, S. 97-102.

Stengel, Friedemann: Die Theologischen Fakultäten in der DDR als Problem der Kirchen- und Hochschulpolitik des SED-Staates bis zu ihrer Umwandlung in Sektionen 1970/71. Leipzig 1998.

Stengel, Friedemann: Die Universität und ihr Name – Martin Luther. Kontexte der Verleihung 1933. In: Kirchliche Zeitgeschichte 26 (2013), 289-318

Stengel, Friedemann: Wer vertrieb Günther Dehn (1882-1970) aus Halle? In: ZKG 114 (2003), 384-403

Stengel, Friedemann: Entnazifizierung und Neuaufbau der Theologischen Fakultät Halle 1945-1950. In: Beiträge zur Geschichte der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg 1502-2002, hrsg. von Hermann-J. Rupieper. Halle 2002, 529-558

Stengel, Friedemann: Zur Kirchen- und Hochschulpolitik der SED am Beispiel der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in den fünfziger Jahren. In: Vorträge und Abhandlungen zur Wissenschaftsgeschichte 1999/2000, hrsg. von Wieland Berg, Sybille Gerstengarbe, Andreas Kleinert und Benno Parthier. Heidelberg 2000 (Acta Historica Leopoldina 36), 25-61

Autor: HE, AK

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