Ludwig Freund
geboren: | 19. Juni 1878 Postelberg (Böhmen) |
gestorben: | 5. November 1953 Halle |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Glasermeister, später im Fragebogen »Glaser« |
Ludwig Freund
Freund besuchte die Grundschule und das deutsche Staatsgymnasium in Prag (Reifeprüfung 1896) Er studierte an der Deutschen Universität, zunächst Medizin, nach dem Absolutorium Naturwissenschaften und Philosophie. Ab 1898 war er Assistent am zoologischen Institut, nach der Promotion zum Dr. phil. wechselte er 1904 an das tierärztliche Institut. 1909 habilitierte er sich für das Fach Zoologie. Während des Ersten Weltkrieges vertrat Freund den Leiter des Instituts. Wissenschaftliche Reisen führten Freund zur Walfischstation auf den Faröer-Inseln (1911) sowie nach Norwegen, ans Mittelmeer und das Kaspische Meer (1923). 1923 erhielt er den Professorentitel. 1931 wurde Freund Leiter des tierärztlichen Instituts der Universität und zugleich zum außeretatsmäßigen Extraordinarius ernannt. 1933 folgte die Beförderung zum etatsmäßigen außerordentlichen Professor. 1940 wurde Freund wegen jüdischer Vorfahren zwangsweise pensioniert, um seine Bibliothek und seine Forschungsergebnisse gebracht. 1944 wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht. 1945 durfte Freund nicht wieder an der Universität Prag lehren, weil er, trotz tschechoslowakischer Staatsbürgerschaft, als Deutscher eingestuft wurde. Nach langwierigen Verhandlungen berief die Universität Halle Freund 1948 zum ordentlichen Professor und Direktor des zoologischen Instituts. Die Einreise wurde ihm – wegen seiner jüdischen Herkunft – jedoch zunächst von der SMAD untersagt. Ab 1949 lehrte Freund tatsächlich in Halle. Bei Rektor Leo Stern, zu dem er ein gutes Verhältnis hatte, bedankte er sich für die »herzliche Aufnahme« in Halle und den neu erschlossenen Wirkungskreis, »in dem ich noch etwas gutes schaffen kann«. Tatkräftig ging Freund an die Reorganisierung des zoologischen Instituts: Museums-, Forschungs- und Lehrbetrieb wurden getrennt. 1951 erhielt Freund einen Einzelvertrag und den Status als Professor mit Lehrstuhl. Neben seiner Lehrtätigkeit nahm Freund auch zahlreiche Funktionen im Wissenschaftsbetrieb der DDR wahr, u. a. als Mitglied des Beirates für Biologie beim Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen. 1952 legte er seine Nebenämter nieder, da er aus politischen Gründen kein Visum für eine Reise nach Prag erhielt. Vorangegangen waren Auseinandersetzungen mit SED-Funktionären um die Gestaltung des Studiums, Freund hatte sich für größere Freiheiten der Studenten eingesetzt.
Wissenschaftlich befasste sich Freund mit der vergleichenden Anatomie der Wirbeltiere, speziell der Fische. Der größte Teil seiner Arbeit war jedoch der praktischen Biologie gewidmet. Freund war Mitherausgeber der Zeitschrift für Tierzucht und veröffentlichte zahlreiche Beiträge zur Parasitenkunde, z. B. über Würmer und Läuse. Außerdem verfasste er ein Lehrbuch für den Pelzzüchter (»Die Parasiten, parasitären und sonstigen Krankheiten der Pelztiere«, mehrere Auflagen) sowie historische und wirtschaftlich orientierte Arbeiten u. a. über Schellack, Tierfarben und Fette.
Freund starb an Lungenkrebs.
Organisationen: In der CSR gehörte Freund der revolutionären Gewerkschaft, in Halle war er Mitglied der DSF.
Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 24785 und 6257 (Freund) (darin mehrere Nachrufe).
Autor: HE