Ernst Hadermann
geboren: | 22. Mai 1896 Schlüchtern (Hessen) |
gestorben: | 2. Januar 1968 Halle |
Konfession: | evangelisch, seit 1964 ohne |
Vater: | Müller, Mühlenbesitzer |
Ernst Hadermann
Hadermann besuchte die Volks- und Lateinschule in Schlüchtern, ab 1911 das Gymnasium in Fulda, wo er 1914 die Reifeprüfung ablegte. Er meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger und wurde in einem Artillerieregiment eingesetzt. Der Hochdekorierte (u. a. mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse) und mehrfach Verwundete wurde 1918 als Leutnant entlassen und in den Arbeiter- und Soldatenrat der Garnison Fulda gewählt. Hadermann studierte Germanistik, Geschichte, Griechisch und Französisch in Frankfurt, Heidelberg, Berlin und Marburg. Zugleich profilierte er sich politisch als Gegner der DNVP und Unterstützer der romantisierenden, religiös-sozialistischen Neuwerk-Bewegung. 1923 promovierte er an der Universität Marburg mit einer Dissertation über den Schriftsteller und Vertreter der Literatur des Jungen Deutschland zum Dr. phil. 1924 legte er das Staatsexamen für Germanistik und alte Sprachen ab. Die Referendars- und Assessorzeit absolvierte Hadermann am Lyzeum und am Gymnasium in Marburg. Kurzfristig war er am Archäologischen Institut in Athen tätig. Ab 1930 arbeitete er als Lehrer an der Oberschule in Melsungen, und am Gymnasium Kassel, wo er zum Studienrat befördert wurde. Nach einer Denunziation 1933 blieb Hadermann im Amt, 1934 wurde er, nach dem sogenannten Röhmputsch, vorübergehend inhaftiert. Erstaunlicherweise – auch für ihn selbst – blieb er im Amt. Von 1939 bis 1941 leiste er Kriegsdienst als Hauptmann in einem Artillerieregiment (ausgezeichnet mit der Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse). Am 18. Juni 1941 wurde Hadermann bei Rojatschew am Dnjepr gefangengenommen und durch mehrere Lager geschleust. Im Lager 27 in Krasnogorsk trat er dem Nationalkomitee Freies Deutschland bei. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Erich Weinert und dem späteren SED-Generalsekretär Walter Ulbricht verfasste er die – durchaus wirksame – Flugschrift »Wie ist der Krieg zu beenden«. Gemeinsamt mit Ulbricht wurde er zur Lautsprecherpropaganda an der Front eingesetzt. Ab 1943 führte er mit Wilhelm Pieck und Johannes R. Becher führte Hadermann Propagandaeinsätze in den Lagern der gefangenen Stalingradarmee durch. In Abwesenheit verurteilte ihn das Wehrmachtsgericht in Torgau dafür zum Tode.
1945 wurde Hadermann zum stellvertretenden Chef der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung, dann zum Leiter der Schulabteilung in der DZV für Volksbildung in der SBZ ernannt. 1948 schied er aus und erhielt eine Professur mit Lehrstuhl für Germanistik an der Landeshochschule bzw. der neugegründeten Pädagogischen Hochschule in Potsdam. Hier war er Dekan der Allgemeinwissenschaftlichen Fakultät und ab 1950 Direktor des Germanistischen Instituts. Zugleich arbeitete er für die Brandenburgisch-Berlinische Akademie der Wissenschaften an diversen Wörterbuchprojekten. Bereits 1952 erhoffte sich die Philosophische Fakultät die Berufung Hadermanns an die Universität Halle. Als Gründe nannte sie seine ausgezeichneten organisatorischen Fähigkeiten (in Potsdam gründete er 13 Institute), solide Publikationen zur Literatur des 19. Jahrhunderts sowie seine Griechischkenntnisse. Das Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen genehmigte die Versetzung und Ernennung zum Direktor des Germanistischen Instituts 1955 (als Nachfolger für Ferdinand Josef Schneider). Ab 1957 war Hadermann, der 1956 den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze erhielt, Prodekan der Philosophischen Fakultät. Im August 1961 geriet Hadermann, dessen »individualistische« Einstellung bereits in Potsdam kritisiert wurde, in Konflikt mit den Parteistellen der Universität. Die SED warf im Instinktlosigkeit vor, da er einen Antrag zum Besuch seines Bruders in der Bundesrepublik gestellt hatte. Nach mehreren Ausprachen brach Hadermann zusammen und kündigte am 16. September 1961.
Organisationen: 1920 USPD im selben Jahr wieder ausgetreten; 1933 Stahlhelm, 1935 NSLB, 1937 NSDAP, 1947 Kulturbund, 1948 SED, später Austritt aus der SED.
Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 15261 (Hadermann); Schriften über das NKFD.
Autor: HE