Wilhelm Hanle
geboren: | 13. Januar 1901 Mannheim |
gestorben: | 29. April 1993 Gießen |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Kaufmann |
Wilhelm Hanle
Hanle besuchte das Realgymnasium in Mannheim (Reifeprüfung 1919). Ab 1919 studierte er an der Universität Heidelberg Naturwissenschaften, vor allem Mathematik, Physik und Chemie. Nach fünf Semestern wechselte er an die Universität Göttingen und wandte sich ganz der Physik zu. 1924 promovierte er an der Universität Göttingen mit der Dissertation »Über magnetische Beeinflussung der Polarisation der Resonanz-Fluoreszens von Quecksilber« bei James Franck. 1924/25 war Hanle Assistent am physikalischen Institut der Universität Göttingen, danach kurzzeitig an der Universität Tübingen. 1926 erhielt er eine Assistentenstelle an der Universität Halle und habilitierte sich 1927. Die Antrittsvorlesung hielt er über »Die Grundlagen der Bohrschen Atomtheorie«. 1929 wurde Hanle zum außerordentlichen Professor an der Universität Jena berufen und erhielt die Stelle des Abteilungsvorstehers im physikalischen Institut. Von 1935 bis 1937 vertrat er an der Universität Leipzig den Lehrstuhl für Experimentalphysik. Da Hanle für die nationalsozialistisch ausgerichtete Universität Jena nicht mehr »tragbar« war, wurde er 1937 an die Universität Göttingen versetzt und erhielt dort eine Assistentenstelle. Inspiriert durch Otto Hahn entwickelte Hanle in Göttingen Überlegungen zur Schaffung einer »Uranmaschine«, also eines Reaktors, die er gemeinsam mit anderen Physikern im April 1939 im Wissenschaftsministerium in Berlin vortrug. An der militärischen Atomforschung im engeren Sinn scheint Hanle dann jedoch nicht beteiligt gewesen zu sein. 1941 erhielt er ein Ordinariat für Experimentalphysik an der Universität Gießen. 1953 war er kurz an der TU Berlin tätig, den Ruf lehnte Hanle ebenso ab, wie den nach Saarbrücken. Hanle beschäftigte sich mit Kohärenzeffekten bei der Lichtemission, der Luminiszenz und der Physik, speziell der Spektroskopie, radioaktiver Gase. Er entwickelte Messgeräte, Stzintillationszähler und Dosimeter. 1939 erschien sein Buch »Künstliche Radioaktivität und ihre kernphysikalischen Grundlagen«1939, 2. Auflage 1952). Nach dem Zweiten Weltkrieg war er auch als staatlicher Sachverständiger für Fragen der Atomenergie und dem Schutz vor radioaktiver Strahlung im Fall eines Kernwaffenkrieges tätig (»Atomenenergie«, 1949; »Atomwaffen: Anwendung, Wirkungsweise, Schutzmaßnahmen«, 1952). Außerdem war er ab 1960 Mitherausgeber der Zeitschrift »Kerntechnik«.
Organisationen: Stahlhelm, 1933 überführt in die SA
Quellen: UAHW, Rep. 4, Nr. 867; Leopoldina-Archiv 29/12/13; BA R 4901/13265 und 13282; Ulf Rosenow, Die Göttinger Physik unter dem Nationalsozialismus. In: Becker u. a., S. 393; Kürschner.
Autor: HE