Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Erich Hoffmann

geboren:26. September 1904 Heinitz (Saarland)
gestorben:15. Oktober 1989 Halle
Konfession:evangelisch
Vater:Generaldirektor der Riebeck`schen Montanwerke AG (Halle/Saale)

Erich Hoffmann

Erich Hoffmann wurde am 26.09.1904 in Heinitz (Saarland) als zweites von drei Kindern des hessischen Bergassessors und späteren Generaldirektors der Riebeck`schen Montanwerke AG (Halle/Saale) Ludwig Hoffmann und seiner Ehefrau Hulda, geb. Engeling, Tochter des Superintendenten Engeling aus Wanne-Eickel, geboren. 1910 siedelte die Familie nach einer Zwischenstation in Eisleben nach Halle/Saale über. Nach dem Abitur 1923 am Reform-Real-Gymnasium folgte eine Lehre als Landwirt (landwirtschaftlicher Lehrling und Beamter) im Kreis Weißenfels und in Wendemark, Kreis Angermünde. Von 1925 bis 1929 studierte er an den Universitäten Frankfurt/Main und Halle Landwirtschaft. 1926 bis 1930 war er Mitglied im Corps Austria, 1929/30 Vorsitzender der Deutschen Studentenschaft (DSt). 1930 (15.12.) erfolgte die Promotion bei Prof. Roemer. 1930/31 verbrachte er einen Studienaufenthalt als Austauschstudent und „graduate assistent“ in den USA: am Massachusetts Agricultural College, Department of Agronomy Amherst (bei Prof. A. B. Beaumont). Er studierte dort auch Ökonomie der Landwirtschaft. Studienreisen führten ihn nach Japan, China (Mandschurei) und in die Sowjetunion.

1933 heiratete er seine Frau Dorothee, geb. Knapp, aus Halle. Dem Ehepaar wurden sechs Kinder geboren.

Nach der Rückkehr aus den USA war er seit 1931 (bis 1944) im Beratungsdienst in einer Landwirtschaftlichen Treuhandstelle tätig, vor allem bewirtschaftete er mit seiner Frau das 1933 erworbene kleine Gut in Jürgenshof (Kreis Waren) am Plauer See. Als landwirtschaftlicher Betriebsleiter wurde er von 1940 bis 1944 vom Militärdienst zurückgestellt, nachdem er ein halbes Jahr Soldat als Gefreiter gewesen war (Saarfront). Einem nur kurzen Militärdienst in der letzten Zeit des Krieges folgte eine kurzzeitige Gefangenschaft in Deutschland. Nach der Enteignung im Rahmen der Bodenreform siedelte er nach Halle über.

Seit 1.11.1945 war er Assistent an der Universität in Halle bei Emil Woermann. 1947 wurde er habilitiert. 1952 wurde er zum Direktor des Institutes für landwirtschaftliche Betriebs- und Arbeitslehre sowie des Institutes für Agrarwesen berufen wurde. Bereits am 1.7.1947 zum Dozenten ernannt, wurde er zum 1.11.1947 Professor mit vollem Lehrauftrag und Direktor des Instituts für Agrarwesen berufen. Zum 1.9.1953 wurde Erich Hoffmann zum Professor mit Lehrstuhl für das Fach Landwirtschaftliche Betriebslehre und gleichzeitig zum Direktor für Landwirtschaftliche Betriebslehre an der halleschen Universität ernannt – fast drei Jahre, nachdem die Landwirtschaftliche Fakultät dies erstmals beantragt hatte. Als „bürgerlicher Professor“ war Hoffmann bald massiven politischen Angriffen ausgesetzt.

Nach einem Beschluss des Akademischen Senats vom 9.5.1958 wurde Hoffmann aus politischen Gründen im Zusammenhang mit der „sozialistischen Umgestaltung der Universität“ und der gleichzeitigen Auflösung des „Spiritus-Kreises“, dessen Mitglied er war, aus seiner Professur entlassen. Nach dem Schreiben des Rektors Leo Stern sei Hoffmann „mit sofortiger Wirkung von seinen Universitätsfunktionen abzuberufen“; es solle ihm die „Möglichkeit“ gegeben werden, „in der sozialistischen Landwirtschaft, verbunden mit einem Forschungsauftrag, tätig zu sein, wobei eine materielle Sicherstellung ohne wesentliche Verschlechterung des gegenwärtigen Zustandes gewährleistet werden soll.“ Außerdem wurde er aus der 1956 nebenamtlich angetretenen Position als Direktor des Volkseigenen Lehr- und Versuchsguts im Gut Etzdorf bei Halle entlassen.

Danach war er bis zu seiner Emeritierung 1969 in Halle Leiter der Zweigstelle eines Instituts der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften Bad Lauchstädt.

Seit 1952 war Erich Hoffmann Mitglied der Provinzialsynode der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (EKKPS), der Evangelischen Forschungsakademie (EFA), des Kuratoriums der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt und von 1960 bis 1972 der Kirchenleitung. Ferner war er Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche der Union (EKU) und des Kreiskirchenrats Halle. Seit 1950 und insbesondere nach seinem Ausschluss aus der Universität war Hoffmann durch seine umfangreiche Vortragstätigkeit in Kirchgemeinden, vor allem Studentengemeinden, Synoden und anderen kirchlichen Gremien in der ganzen DDR über allgemeine Lebens- und Glaubensfragen, später über Fragen der Welternährung, die Begrenztheit wirtschaftlichen Wachstums, Entwicklungshilfe/Dritte Welt sowie über Frieden und Gerechtigkeit bekannt. Er publizierte auch zu solchen Fragen und nahm an internationalen kirchlichen Konferenzen teil. Er gehörte zu Mitbegründern des ökumenischen entwicklungspolitischen Netzwerks INKOTA.

Hoffmann stellte sich hinter „Mitglieder“ der Studentengemeinden, die in den 1950er Jahren aus politischen Gründen verfolgt und exmatrikuliert worden sind. Er nahm aktive Christen als Doktoranden und Mitarbeiter in sein Institut auf und deckte sie vor Anfeindungen.

Er war Mitglied des FDGB seit 1946 und der VdgB seit 1949.

Erich Hoffmann verstarb am 15.10.1989 in Halle.

Auswahl weiterer Literatur: V.a. den Spiritus-Kreis betreffende Literatur, z.B. Schenk, Günter; Meyer, Regina: Auch das war die DDR! Zum Verbot der Wissenschaftlergemeinschaft „SPIRITUSKREIS“ vor 50 Jahren und zur Revisionismusbekämpfung 1958; Halle 2007.

Schenk, Günter; Meyer, Regina: Biographische Studien über die Mitglieder des Professorenzirkels „Spirituskreis“; Halle 2007.

Mühlpfordt, Günter; Schenk, Günter; (in Verbindung mit) Meyer, Regina; Schwabe, Heinz: Der Spirituskreis (1890 – 1958). Eine Gelehrtengesellschaft in neuhumanistischer Tradition. Vom Kaiserreich bis zum Verbot durch Walter Ulbricht im Rahmen der Verfolgungen an der Universität Halle 1957 und 1958. 2. Bd., Halle 2004.

Stengel, Friedemann: Die Theologischen Fakultäten in der DDR als Problem der Kirchen- und Hochschulpolitik des SED-Staates bis zu ihrer Umwandlung in Sektionen 1970/71; Leipzig 1998, 260-294: Der Fall Aland und die Zerschlagung des „Spiritus-Kreises“ in Halle 1958.

Scholz, Günter: Gedenken an Erich Hoffmann. Evangelische Forschungsakademie, Berlin-Weißensee, 5.1.1990.

Zeitzeugnisse, S. 2, 4, 15, 16, 26, 27, 28



Autor: AK

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