Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Martin Kähler

Martin Kähler

geboren: 6. Januar 1835 Neuhausen bei Königsberg
gestorben: 7. September 1912 Freudenstadt (Schwarzwald)
Konfession: evangelisch-lutherisch
Vater: Oberpfarrer, Konsistorialrat

Martin Kähler

Kähler besuchte Gymnasien in Elbing und Königsberg. Zunächst studierte er Jura, wechselte jedoch nach einer Typhuserkrankung, die ihm seine bisherige Gleichgültigkeit in geistlichen Fragen vor Augen führte, zur Theologie über. Er besuchte die Universitäten Königsberg, Heidelberg, Halle und Tübingen. Prägend war für ihn 1854 die Begegnung mit Friedrich August Tholuck in Halle, der ihn 1857 zu seinem »Amanuensis«, einer Art Schreiber oder Gehilfen, machte. In Tübingen komplettierte er seine Bibelstudien. 1860 promovierte er in Halle mit der Dissertation »Sententiarum quas de concientia ediderint theologi per ecclesiae secula florentes brevis enarratio« und habilitierte sich noch im selben Jahr mit einem Teil des später ausgebauten Werkes »Die christliche Lehre vom Gewissen«. 1864 bis 1867 bekleidete er ein Extraordinariat für Neues Testament und Systematik in Bonn. In gleicher Eigenschaft berief ihn die Universität Halle zurück, um hier den Schlesischen Konvikt, eine Stiftung des Grafen Harrach, aufzubauen. 1878 erhielt er in der Nachfolge Julius Müllers ein Ordinariat für Systematische Theologie und Neues Testament. Einen Ruf nach Berlin lehnte er 1889 ab. Kähler wurde rasch zur zentralen Gestalt der hallischen theologischen Fakultät, da er sowohl die historisch-kritische Forschung, als auch das geschichtlich nicht Erfassbare in Glaubensfragen gelten ließ. So ermöglichte er Freiräume für historisch-kritische Forschungen und hielt sie aus Tageskämpfen - in denen er stets sachlich agierte - heraus. Mit seinem 1892 als Broschüre veröffentlichten Vortrag »Der sogenannte historische Jesus und der geschichtliche biblische Jesus«, zeigte er jedoch die Grenzen der historischen Methode auf und eröffnete der Theologie den Ausweg, die Evangelien als kerygmatisches - zur Verkündigung gehörendes - Zeugnis zu betrachten. Mit seiner »Wissenschaft von der christlichen Lehre« legte er eine geschlossene christliche Dogmatik vor. Außerdem förderte er die Mission, auch indem er ihr Selbstverständniss neu definierte. Überaus kritisch gegenüber den sogenannten »Errungenschaften« seiner Zeit, verstand Kähler Mission als Predigt des Evangeliums und nicht als Kulturpropaganda oder Export eines bestimmten Lebensstils. Skepsis gegenüber der zu erwartenden Weltentwicklung machte ihn zum konservativen Warner vor Nationalismen, in der Zeit des Nationalsozialismus wurde Kählers umfangreiches Werk daher von der Bekennenden Kirche dankbar rezipiert. Der Hochgeehrte (Roter Adler-Orden 2. Klasse, Kronen-Orden 2. Klasse mit Stern) starb während eines Kuraufenthaltes.

Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 8551 (M. Kähler); NDB 10, S. 725f.; Karl Knaus, Martin Kähler auf www.bautz.de.

Autor: HE

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