Wilhelm Kähler
geboren: | 5. Februar 1871 Halle |
gestorben: | 16. Februar 1934 Greifswald |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Universitätsprofessor Martin Kähler |
Wilhelm Kähler
Kähler besuchte das Stadtgymnasium und die lateinische Hauptschule der Franckeschen Stiftungen in Halle (Reifeprüfung 1888). Sein, wie er in einem Lebenslauf schrieb, »lebhaftes Interesse für politische Fragen« bewog Kähler, Nationalökonomie zu studieren. Zunächst begann er jedoch in Halle Jura zu studieren, wandte sich verstärkt der Staatswissenschaft zu. 1890 unterbrach er das Studium für eine landwirtschaftliche Ausbildung. Er setzte seine Studien der Nationalökonomie an der Universität Berlin fort, 1891 kehrte er nach Halle zurück. 1892 legte er die erste juristische Staatsprüfung ab und wurde Referendar am Amtgericht Aseleben. 1893 promovierte er zum Dr. jur. Militätdienst als Einjährig Freiwilliger leistete er 1893/94. Die weitere Ausbildung erfolgte am Landgericht Halle. 1886 promovierte Kähler zum Dr. phil. mit einer Arbeit über das Gesindewesen in Deutschland und suchte um Entlassung aus dem Justizdienst nach. In Berlin und Halle befasste er sich mit finanzwissenschaftlichen Studien, 1897 habilitierte er sich an der Universität Halle mit der Schrift »Die preußischen Kommunalanleihen unter besonderer Berücksichtigung einer Zentralisation des Kommunalkredits«. 1901 erhielt er einen Ruf an die Technische Hochschule Aachen. Hier widmete er sich neben wirtschaftshistorischen Studien (Entwicklung der Arbeitsschutzgesetzgebung, Geschichte des »Aachener Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit«, Frühzeit der Firma Krupp) auch Fragen der Studienorganisation (»Nationalökonomie und Ingenieursausbildung«, 1906; »Leitfaden über das Studium an der Handelshochschule«, 1907). 1914 erhielt Kähler einen Ruf auf ein Ordinariat an der Universität Greifswald, wo er 1921 zu »Lage und Aufgaben der Universität« und 1924 dem Verhältnis von Politik und Kirche veröffentlichte. 1919 trat er mit einer Schrift über die »Versklavung des deutschen Wirtschaftslebens« hervor. Politisch engagierte sich Kähler in der Deutsch-nationalen Volkspartei und war Mitglied der Landtagsfraktion der DNVP. Er zögerte nicht, im Oktober 1932 im Reichskommissariat Papen für das Land Preußen die Zuständigkeit für Unterricht und Hochschulen zu übernehmen. Im Februar 1933 wurde er in dieser Funktion durch Bernhard Rust, den späteren Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung abgelöst. In seine Amtszeit fielen zahlreiche Auseinandersetzungen an den Universitäten in denen der als »alter, schlauer, gerissener Fuchs« beschriebene Kähler geschickt vermittelte. Im Konflikt um den Breslauer Professor Ernst Josef Cohn appellierte er gegenüber einer Studentenabordnung an die »Staatsautorität« und das »Führerprinzip«. So erreichte er ein vorübergehendes Stillhalten der Nationalsozialisten, die Hochschulrektorenkonferenz verweigerte Kähler jedoch – und nicht nur in diesem Fall – den Rückhalt, so dass ihm ein erfolgreiches Agieren versagt blieb.
Organisationen: DNVP bis zur Auflösung der Partei.
Quellen: UAHW, Rep. 21, Abt. III Nr. 143; Kürschner; Heiber, Teil 1, S. 124ff.
Autor: HE