Rudolf Kautzsch
geboren: | 5. Dezember 1868 Leipzig |
gestorben: | 25. April 1945 Berlin |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Universitätsprofessor Emil Kautzsch |
Rudolf Kautzsch
Die Reifeprüfung legte Kautzsch 1888 in Tübingen ab. Er studierte Klassische Archäologie und Kunstgeschichte an den Universitäten Halle, Freiburg, Berlin und Leipzig. 1894 promovierte er an der Universität Leipzig mit der Dissertation »Einleitende Erörterungen zu einer Geschichte der deutschen Handschriftenillustration im späten Mittelalter« zum Dr. phil. Er setzte seine Studien in Leipzig fort und habilitierte sich 1896 an der Universität Halle mit der Arbeit »Die Holzschnitte der Kölner Bibel von 1479« (Reprint 1971). Da das Fach in Halle nicht etabliert war, kam es in der Philosophischen Fakultät zu einer heftigen Kontroverse, ob die Venia legendi überhaupt erteilt werden könnte. Dekan Johannes Conrad setzte jedoch »ausdrücklich«, die Habilitation für das Fach Kunstgeschichte durch. Eingeschlossen waren, so Conrad, »selbstverständlich« die Fächer Kulturgeschichte und Ästhetik. 1898 erhielt Kautzsch die Stelle des Direktors des Buchgewerbemuseums in Leipzig und habilitierte sich an die dortige Universität um. 1903 wurde Kautzsch als außerordentlicher Professor an die Universität Halle berufen, wechselte jedoch noch im selben Jahr an die Technische Hochschule Darmstadt, da das Preußische Kultusministerium eine Beförderung Kautzschs zum ordentlichen Professor ablehnte. 1911 wechselte er an die Universität Breslau, 1915 an die neugegründete Universität Frankfurt am Main. Hier etablierte er das Fach Kunstgeschichte, unter anderem durch die Einrichtung eines Seminars im Städelschen Kunstinstitut. 1930 wurde er wegen einer Erkrankung emeritiert und zog sich nach Hohenschäftlarn bei München zurück.
Kautzsch, der als einer der ersten akademischen Fachvertreter die expressionistische und abstrakte Malerei würdigte, publizierte vor allem zum Wandel der Schrift und Buchillustration sowie zur mittelalterlichen Architektur. Er legte mehrere Studien über romanische Kirchen und Dome vor, wobei ihn besonders Probleme der Datierung interessierten (u. a. »Der Mainzer Dom und seine Denkmäler«, 2 Bände, 1925; »Romanische Kirchen im Elsass«, 1927, 2. Auflage 1944). Als Standardwerk gilt Kautzschs Werk »Kapitellstudien« (1938), in dem er den Formenwandel des spätantiken Kapitells im (ost)römischen Reich des 4. bis 7. Jahrhunderts untersuchte.
Quellen: UAHW, Rep. 21, Abt. III Nr. 143; UAHW, Rep. 11, PA 8534 (Justi); Heinrich Dilly, Kautzsch, Rudolf, in: Heinrich Dilly und Gerhard Eimer (Hg.), Die Geschichte des Kunstgeschichtlichen Institutes der Goethe-Universität Frankfurt 1915–1995, Frankfurt 2002 (nach dem Manuskript).
Autor: HE