Moritz Koeppe
geboren: | 26. Mai 1832 Zörbig bei Bitterfeld |
gestorben: | 30. Januar 1879 Altscherbitz bei Leipzig |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Bürgermeister |
Moritz Koeppe
Von 1844 bis 1851 besuchte Koeppe die Lateinische Hauptschule der Franckeschen Stiftungen in Halle. Er studierte Medizin an den Universitäten Leipzig und Halle. 1856 promovierte er an der Universität Halle mit der Dissertation »De cholerae epidemicae propagationis natura atque ratione« zum Dr. med. 1857 legte er die Staatsprüfung ab. 1858 erhielt er eine Assistentenstelle an der Medizinischen Klinik der Universität. Noch im selben Jahr wechselte er als Assistenzarzt an die Provinzialirrenanstalt in Nietleben bei Halle. 1859 wurde er zum Zweiten Arzt der Anstalt befördert. 1866 nahm er als Stabsarzt in einem Infanterieregiment am Feldzug gegen Österreich teil. Da der Leiter der Anstalt 1867 starb, wurde Koeppe die Leitung des Krankenhauses übertragen. Sein Anliegen als Leiter der Provinzial-Irrenanstalt war, wie die Universitätschronik berichtet, »alle Zwangsmittel aus der Behandlung der Kranken zu entfernen und ein möglichst mildes und freies Verfahren an die Stelle zu setzen.« Da Koeppe nach einer zunehmenden Verwissenschaftlichung seiner Tätigkeit strebte, habilitierte er sich 1869 an der Universität Halle mit der Schrift »De haematomate cartilaginum nasi (rhinaematomate) ex permutationibus laesionibusque telae cartilagineae vel ex perichondritide nasali orto«. An der Anstalt Nietleben richtete er eine psychiatrische Klinik ein und führte so, erneut sei die Universitätschronik zitiert, »die Irrenheilkunde in den Kreis des akademischen Unterrichts ein«. 1877 stellte Koeppe die Lehre ein, da ihm die Errichtung einer neuen Landesanstalt der Provinz in Altscherbitz (bei Leipzig) übertragen wurde. Hier verband er die beiden gängigen, sich widerstrebenden Konzepte geschlossene Anstalt und Kolonie zu einer Mischform, der »kolonialen Irrenanstalt«. Noch 1893 wurde dieses Konzept in der Rückschau als das »modernste System in der Entwicklung des Anstaltswesens« charakterisiert. Koeppe führte zahlreiche Verbesserungen in der Unterbringung und Verpflegung, aber auch in der Behandlung der Kranken ein, so die landwirtschaftliche Arbeitstherapie. Kritisch merkte allerdings sein Nachfolger Albrecht Paetz an, dass sich Koeppe dabei »allzu weit gehenden Erwartungen« hingegeben habe. Koeppe starb, so die Chronik, »plötzlich«, »ohne eine vorhergehende Krankheit«.
Quellen: Chronik 1878/79, S. 7 f.; Albrecht Paetz, Die Kolonisierung der Geisteskranken in Verbindung mit dem Offen-Tür-System – ihre historische Entwicklung und die Art ihrer Ausführung auf Rittergut Alt-Scherbitz, Berlin 1893.
Autor: HE