Edmund Leser
geboren: | 1. Mai 1853 Münster (Westfalen) |
gestorben: | 9. Dezember 1916 Frankfurt am Main |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Offizier |
Edmund Leser
Als Schüler nahm Leser als Artillerist am Krieg gegen Frankreich teil. Die Reifeprüfung legte er 1871 ab. Nach der Rückkehr aus dem Krieg wurde er zum Offizier befördert und schlug eine militärische Laufbahn ein. Er besuchte die Artillerieschule und wurde als Secondelieutnant Bataillonsadjutant. 1876 trat er freiwilliger aus dem Heer aus und nahm ein Medizinstudium auf. 1880 promovierte Leser an der Universität Leipzig mit der Dissertation »Ein Fall von Spondylolisthesis nach Fraktur der Wirbelsäule« zum Dr. med. Im selben Jahr erhielt eine Privatassistentenstelle bei Richard Volkmann an der Chirurgischen Universitätsklinik Halle. 1884 habilitierte er sich für das Fach Chirurgie mit der Schrift »Untersuchungen über isohaemische Muskellähmungen und Muskelkontrakturen«. Da Leser glaubte, in Volkmanns Klinik finanziell zu kurz zu kommen, eröffnete er 1889 eine Privatklinik in Halle. 1893 fragte das Preußische Kultusministerium an, ob es nicht an der Zeit wäre Leser zum außerordentlichen Professor zu befördern: das sei von »beachtenswerter Stelle« angeregt worden. Die Medizinische Fakultät der Universität lehnte das ab. Zum ersten bestünde kein Bedarf, zum zweiten sei bei Leser nicht genügend wissenschaftliches Streben zu erkennen und zum dritten bestünde die Gefahr des wirtschaftlichen Ausnützens des Titels. Offenbar hatte sich Leser, der auch wegen Beleidigung eines Polizisten zu einer Geldbuße verurteilt worden war, im Kollegenkreis unbeliebt gemacht. Die tatsächliche Ursache dürfte darin zu suchen sein, dass Leser in seiner Klinik komfortablere Unterbringung anbot, als die Universitätskliniken (3 Bettzimmer statt 30-Mann-Säle). Eine erneute Anfrage des Ministeriums wurde später erneut abgewiesen. Leser sei, so die Medizinische Fakultät, durch praktische Tätigkeit derart in Anspruch genommen, »dass er kaum im Stande sein dürfte, sich an den Fortschritten der wissenschaftlichen Medizin so zu beteiligen, wie es vom akademischen Lehrer verlangt werden muss.« Das entsprechende, vernichtende fachliche Gutachten steuerte Ernst von Bramann bei. Ende 1894 erteilte das Ministerium Leser dann den Professorentitel, ohne noch einmal bei der Fakultät rückzufragen. 1908 gab Leser die Klinikleitung auf und siedelte nach Frankfurt am Main über.
Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 10045 (Leser); Habilitationsschrift; Dt. biogr. Jb. 1914–1916, S. 362.
Autor: HE