Wolfgang Liepe
geboren: | 27. August 1888 Schultzendorf (Brandenburg) |
gestorben: | 10. Juli 1962 Kiel |
Konfession: | evangelisch-lutherisch |
Vater: | Pfarrer |
Wolfgang Liepe
Liepe besuchte die Dorfschule in Herzberg. Als der Vater starb, zog die Mutter nach Potsdam um, wo er in das Victoriagymnasium eintrat. Nach dem Tod der Mutter wurde Liepe in einem Waisenhaus erzogen. 1906 bestand er die Reifeprüfung und studierte dann Germanistik, Philosophie und Französisch in Berlin, Paris, Berlin und Halle. Hier promovierte er 1913 mit einer Arbeit über das Religionsproblem im neueren Drama von Lessing bis zur Romantik. 1914 bestand Liepe die Staatsprüfung für das höhere Lehramt. Zum Kriegsdienst für untauglich befunden, widmete sich Liepe wissenschaftlichen Arbeiten. 1916 stellte er sich der nichtamtlichen Kriegsaushilfe zur Verfügung und wurde der Oberrealschule der Frranckeschen Stiftungen in Halle zugewiesen. 1919 habilitierte er sich an der Universität Halle mit einer, wie die Neue Deutsche Biographie urteilt, »bahnbrechenden« Arbeit über die Anfänge des deutschen Prosaromans. Seine Antrittsvorlesung hielt er über das Thema: »Rosseau’sche Kulturproblematik im Drama von Goethes ›Goetz‹ bis Hebbels ›Moloch‹«. Neben seiner Tätigkeit als Privatdozent war Liepe als Dramaturg am Stadttheater tätig. 1925 erhielt er den Titel eines nichtbeamteten außerordentlichen Professors. 1928 wurde er als Ordinarius für neuere deutsche Sprache und Literatur nach Kiel berufen. Dort baute er das von seinem Vorgänger Eugen Wolff begründete Theater- und Hebbelmuseum aus. 1929/30 hielt er Gastvorlesungen an der Harvard University in Cambridge (USA). Das Angebot, dort einen Lehrstuhl zu übernehmen, lehnte er ab. 1933 wurde Liepe wegen seiner Ehe mit einer Jüdin beurlaubt, 1934 an die Universität Frankfurt versetzt und dort 1936 zwangsweise emeritiert. Von einer Vortragsreise in die USA kehrte Liepe nicht zurück, er erhielt zunächst am Yankton College in Süd-Dakota, 1947 an der Universität Chicago eine Professur. 1952 folgte Liepe den Einladungen von Universitäten in Kiel, Berlin und Münster zu Gastvorlesungen, seine Hebbelforschungen stellte er auf dem Germanistentag in Münster vor. 1954 nahm er einen Ruf nach Kiel auf seinen alten Lehrstuhl an, 1956 wurde er emeritiert.
Quelle: UAHW, Rep. 21, Abt. III Nr. 149; NDB Band 14, S. 532f.
Autor: HE