Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Gustav Mestwerdt

geboren: 6. Januar 1910 Hamburg
gestorben: 28. Dezember 1979 Hamburg
Konfession: evangelisch
Vater: Kaufmann

Gustav Mestwerdt

Die Reifeprüfung legte Mestwerdt 1928 am Realgymnasium des Hamburger Johanneums ab. Er studierte Medizin in Tübingen, München und Hamburg, wo er 1934 das Staatsexamen ablegte. Danach volontierte er am Universitätsklinikum Eppendorf (Kinderklinik, Medizinische Klinik) und promovierte mit der Dissertation »Zur Frage der Diagnose des latenten Portiocarcinoms« zum Dr. med. Nach der Approbation erhielt er 1935 eine planmäßige Stelle als Assistenzarzt an der Frauenklinik in Hamburg-Altona. 1937 hielt er sich an der Universitätsfrauenklinik Jena auf, wo er sich über die Früherkennung von Krebserkrankungen weiterbildete. 1938 folgte in Altona die Beförderung zum Sekundararzt. 1939 wurde Mestwerdt, der bereits eine militärische Ausbildung absolviert hatte, zur Luftwaffe eingezogen (ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse, dem Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse und der Ostmedaille, befördert zum Stabsarzt). Die Ausbildung zum Facharzt für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe schloss er während eines Fronturlaubs 1940 ab. 1943 trat Mestwerdt die vakante Oberarztstelle an der Frauenklinik der Universität an und habilitierte sich dort 1943 mit einer Schrift über den Nachweis von Aktionsströmen am menschlichen Uterus. Inwieweit er sich bei der Erstellung der Schrift fragwürdiger Methoden bediente und ob er Zwangssterilisierungen vornahm, konnte nicht geklärt werden. Nach dem Tod seines Vorgesetzten amtierte Mestwerdt als Klinikleiter, nach der Berufung von Gustav Döderlein 1946 blieb er Oberarzt und Dozent. 1948 folgte die Ernennung zum Professor mit Lehrauftrag. Noch im selben Jahr wurde Mestwerdt auf eine ordentliche Professur an die Universität Greifswald berufen. 1952 wechselte er an die Universität Halle. 1956 nahm er den Ruf an die Universität Hamburg an und wurde Chefarzt der geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses Barmbek. Das Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen genehmigte die legale Übersiedlung, da Mestwerdt in seinem Antrag die Verbundenheit mit seiner Heimatstadt als entscheidenden Grund angab.

Mestwerdt forschte vor allem zur Früherkennung von Uteruskarzinomen und verfasste mehrere Handbuchartikel zur Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Er perfektionierte die Untersuchungstechnik der Kolposkopie (Betrachtung der Portio uteri mit Hilfe eines Mikroskops zur Diagnose des Koliumkarzinoms) und verfasste das dafür lange Zeit maßgebliche Werk (»Atlas der Kolposkopie«; 1949, 5. überarbeitete Auflage 1980). Außerdem gab er gemeinsam mit Gustav Döderlein ein mehrfach aufgelegtes Lehrbuch der gynäkologischen Untersuchungen heraus (»Geburtshilflich-gynäkologische Propädeutik und Untersuchungslehre«; 1950, 6. Auflage 1967).

Organisationen: 1933 bis 1936 SA-Rottenführer, 1938 NS-Ärztebund, nach 1945 FDGB

Quellen: UAHW, Rep. 29, Nr. 441; Auskunft aus Leopoldina-Archiv MM 4814 (Mestwerdt); Auskunft aus UAHW, Rep. 11, PA 11354 (Mestwerdt).

Autor: HE

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