Berthold Mueller
geboren: | 14. Januar 1898 Memel |
gestorben: | 9. Juli 1976 Heidelberg |
Konfession: | nicht ermittelt |
Vater: | Gymnasialprofessor |
Berthold Mueller
Mueller besuchte Schulen in Ostpreußen und Berlin, 1915 bestand er die Reifeprüfung in Insterburg. Als Kriegsfreiwilliger diente er zunächst in einem Artillerieregiment, dann als Sanitäter und nach 1918 bei der Freicorpsabteilung von Randow im Baltikum. Er studierte Medizin an der Universität Königsberg und erhielt 1922 die Approbation als Arzt. Im selben Jahr promovierte er zum Dr. med. und erhielt eine Assistentenstelle am Pathologischen Institut in Königsberg. 1925 wurde Mueller Assistent am Institut für gerichtliche und soziale Medizin an der Universität Königsberg. 1926 wechselte er nach Greifswald zu Willy Vorkastner und ging mit ihm 1927 an die Universität Frankfurt am Main. 1929 habilitierte er sich dort mit einer Arbeit über die Erblichkeit von Fingerbeerenmustern. 1930 kam Mueller mit Vorkastner nach Halle, nach dessen plötzlichem Tod vertrat er den Lehrstuhl für Gerichtliche Medizin bis zum September 1932. Von 1932 bis 1934 war Mueller an der Universität München tätig. Mit einem Referat über die »Nationalsozialistische Strafgesetzgebung« auf der Tagung der Gesellschaft für gerichtliche Medizin empfahl sich Mueller für ein Ordinariat. So behandelte er Themen wie »Rassenverrat« und die Vernichtung sogenannten lebensunwerten Lebens. Gegen die Tötung dieser Menschen, seien, so Mueller, »weder vom völkischen noch vom ärztlichen Standpunkt Bedenken geltend zu machen…« 1934 erhielt er ein persönliches Ordinariat an der Universität Göttingen. 1937 wechselte Mueller nach Heidelberg wo er ein Lehrbuch für gerichtliche und soziale Medizin verfasste. Von 1941 bis 1944 war er Leiter des Instituts für gerichtliche Medizin an der Universität Königsberg, zum 1. Januar 1945 wurde er nominell an die Universität Breslau versetzt. 1945 geriet Mueller in amerikanische Gefangenschaft. Danach war er Prosektor in Bremen. Rasch entnazifiziert, wurde er 1948 wieder auf den Lehrstuhl für gerichtliche Medizin in Heidelberg berufen und 1968 emeritiert. Laut Friedrich Herber, der Muellers Karriere nachzeichnete, sei dieser trotz seines Engagements für den Nationalsozialismus »einer der bedeutendsten Gerichtsmediziner des 2. Drittels des 20. Jahrhunderts« gewesen. 1953 veröffentlichte Mueller das weltweit anerkannte Werk »Gerichtliche Medizin« (2. Auflage 1975), außerdem zahlreiche Studien über Verwundungen, die Bestimmung von Blutgruppen und zum Thema Abtreibung.
Organisationen: 1920 bis 1922 DVP; 1923 Mitglied der Deutsch-völkischen Freiheitspartei; zum 1. Mai 1933 Aufnahme in die NSDAP (Mitglied Nr. 1 928 356), 1933 SA1. Von 1935 bis 1937, 1940 bis 1942 und nach 1945 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für gerichtliche und soziale Medizin
Quellen: Leopoldina-Archiv MM 4486 (Mueller); Friedrich Herber, Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz, Leipzig 2002, S. 164 ff.; BA R 4901/13272
Autor: HE