Theodor Niemeyer
geboren: | 5. Februar 1857 Bad Boll (Württemberg) |
gestorben: | 23. Oktober 1939 Berlin |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Rechtsanwalt und Notar |
Theodor Niemeyer
Niemeyer besuchte Gymnasien in Warburg und Düsseldorf (Reifeprüfung 1875). Er studierte Rechtswissenschaften und Nationalökonomie an den Universitäten Leipzig, Heidelberg und Berlin. 1878 legte er beim Kammergericht Berlin die Referendarsprüfung ab. Den juristischen Vorbereitungsdienst absolvierte er bei Gerichten in Werden, Essen, Münster, Mühlheim/Ruhr und Berlin. 1883 wurde er zum Assessor, wenig später zum Amtsrichter am Amtsgericht Unna ernannt. 1888 promovierte er an der Universität Halle mit der Arbeit »Depositum irregulare« und habilitierte sich für römisches Recht. 1893 wurde er zum außerordentlichen Professor an der Universität Kiel berufen und 1894 zum Ordinarius für römisches und Zivilrecht ernannt. Von 1894 bis 1907 lehrte er auf Bitten Alfred von Tirpitz’ an der Marine-Akademie Völkerrecht. 1912 wurde Niemeyers Lehrstuhl an der Universität Kiel in eine Professur für Internationales Recht, Kolonialrecht sowie Rechtsvergleichung umgewandelt. Das Seminar für Internationales Recht baute er zu einem Institut aus. 1915 begründete er die Zeitschrift für internationales Recht (»Niemeyers Zeitschrift«). Ab 1912 war er Vizepräsident der von ihm mit ins Leben gerufenen International Law Association. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete Niemeyer als völkerrechtlicher Sachverständiger für das Reichsmarineamt und das Auswärtige Amt. 1917 gehörte er zu den Gründern der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht, der er als Ehrenpräsident bis in die 1930er Jahre vorstand. Nach dem Ersten Weltkrieg galt Niemeyers Engagement der Herstellung einer gerechten europäischen Friedensordnung und Fragen der Rüstungskontrolle (Mitherausgeber des »Handbuches des Abrüstungsproblems«, 1928). Sein Alterswerk war eine unter den Pseudonym T. H. Neomario veröffentlichte Geschichte der Stadt Rom (1933). Postum erschienen seine bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges reichenden Erinnerungen (1963, mit Werkverzeichnis).
Organisationen: 1878–1905 Nationalliberale Partei; nach 1933 BNSDJ
Quellen: Dissertation; BA R 4901/13272; Kürschner; NDB Band 19, S. 236; Erinnerungen, Schriften.
Autor: HE