Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Claudé, Bernhard Herbert

Claudé, Bernhard Herbert

geboren:1. Juli 1925 in Grünberg/Schlesien
gestorben:21. August 2004 in Frankfurt am Main
  
  

Claudé, Bernhard Herbert

Kurzbiographie: * 1. Juli 1925 in Grünberg/Schlesien, + 21. August 2004 in Frankfurt am Main. Student der Philosophischen Fakultät der MLU. 1932 bis 1942 Volksschule und Städtische Handelsschule, Abschluß, Mittlere Reife. 1942-1943 kaufmännisches Praktikum in den Junkers- und Motorenwerken Dessau, Besuch von Abendkursen zur Vorbereitung auf die externe Reifeprüfung, 1943-45 Militärdienst. Er geriet 1945 in englische Kriegsgefangenschaft. Von 1946 bis 1948 war er am Vorsemester der MLU und legte die Reifprüfung ab. Für seinen Unterhalt arbeitete er nachts im Salzbergwerk Alberstedt bei Halle und besuchte tagsüber als „Gasthörer“ philosophische Vorlesungen bei Prof. Menzer. Nachdem er in einer Vorlesung aus Erschöpfung eingeschlafen war, verschaffte ihm ein Hochschullehrer den Zugang zum Vorsemester, Stipendium und Studium. Am 29. April 1948 wurde er unter der Nr. 2127 für die Fächer Philosophie und Psychologie immatrikuliert. Als Berufsziel gab er „Journalist“ an. Während eines „FDJ-Urlaubs“ in Wernigerode lernte er seine spätere Frau, stud. phil. Margot Hildebrandt (geb. am 19. Mai 1927 in Eilenstedt), kennen. Nach der Inhaftierung der Gruppe Eckert, Schott, Eggers, Hennig wurde Claudé gleichfalls im September 1950 im Roten Ochsen verhört, nach der Entlassung aus dem Zuchthaus nach 10 Tagen, wurde er von der FDJ/SED-Leitung der philosophischen Fakultät in einem Verfahren öffentlicher Selbstkritik als „Trotzkist“ bezeichnet. Um ihre Beobachter zu irritieren, meldeten sich Helmut Lamprecht und Bernhard Claudé zum 1. Oktober 1950 für das Wintersemester an. Trotzdem steht auf seinem Immatrikulationsschein unter „Tag und Art des Abgangs“: „27.12.50 Gestrichen lt. Reg. Verf. Az. 6335a wegen Nichtrückmeld. Z. W.S. 50/51. Bi.“. Lamprecht und Claudé gelang im Oktober 1950 die gemeinsame Flucht nach Westberlin und anschließend nach Frankfurt am Main. Bereits Ende 1950 wurde Claudé in Frankfurt am Main in den ASTA gewählt, und fungierte ein Jahr lang als Herausgeber der DDR-kritischen Monatszeitung der Universität „Diskus“. Zunächst studierte er zwei Jahre an der Naturwissenschaftlichen Fakultät und von 1956 bis 1961 studierte er Medizin an der Gutenberg-Universität in Mainz. Bernhard Claudé legte dort 1961 das Medizinische Staatsexamen ab und wurde 1963 promoviert. Von 1968 an war er Inhaber einer Facharztpraxis für Gynäkologie in Frankfurt. 1992 trat er in den Ruhestand.

Quellen: Sybille Gerstengarbe und Horst Hennig: Opposition, Widerstand und Verfolgung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1945 -1961. Eine Dokumentation. Leipzig 2009, S. 632 f.

Autor: AK

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