Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Noch kein Bild vorhanden.

Kitzinger, Friedrich

geboren:8.11.1872 Fürth
gestorben:15.7.1943 Tel Aviv
Konfession:jüdisch
Vater:Kaufmann

Kitzinger, Friedrich

Strafrechtler, Strafprozessrechtler, Kriminologe

Friedrich Kitzinger wurde in Fürth als Sohn jüdischer Eltern geboren. Sein Vater war Kaufmann. Er studierte Rechtswissenschaften und promovierte zum Dr. iur. Zwischen 1895 und 1898 leistete er Referendardienst. 1902 erfolgte die Habilitation für Strafrecht und Strafprozessrecht in München. 1908 erhielt er den Professorentitel. 1921 folgte die Ernennung zum planmäßigen außerordentlichen Professor der Universität München. Die Universität Halle berief ihn 1926 auf ein persönliches Ordinariat für Strafrecht, Strafprozessrecht und kriminalistische Hilfswissenschaften. 1931 erhielt er die Stelle eines planmäßigen Ordinarius.

Aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurde Kitzinger im September 1933 in den Ruhestand versetzt. Er emigrierte nach England, behielt aber in Deutschland einen Wohnsitz in München bzw. Pöcking am Starnberger See. Im November 1938 wurde er verhaftet und in das KZ Dachau gebracht. Dort gestattete man ihm im März 1939 die Ausreise nach Palästina, nachdem sein Sohn die erforderlichen Papiere dafür vorlegen konnte. Er starb am 15. Juli 1943 in Tel Aviv.

Kitzinger war Strafrechtler, Strafprozessrechtler und Kriminologe. Seine Stellung und die Wirkungen seiner wissenschaftlichen Arbeiten in der Geschichte des Strafrechts und der Kriminologie bedürfen noch der tiefgründigen Erforschung.


Ausgewählte Publikationen von Friedrich Kitzinger

  • Gesetzgebung und Verwaltung im Kampfe gegen den Mädchenhandel. Breslau 1908.
  • Die Internationale Kriminalistische Vereinigung. Betrachtungen über ihr Wesen und ihre bisherige Wirksamkeit. München 1905.
  • Der ambulante Gerichtsstand der Presse und die diesbezüglichen Aufgaben des Gesetzgebers. München 1901.
  • Zur Lehre von der Rechtswidrigkeit im Strafrecht. Stuttgart 1897.
  • Die Verhinderung strafbarer Handlungen durch Polizeigewalt. Grundzüge der Rechtspolizei und Beiträge zur Konstruktion des Strafrechts. München 1913.
  • Das Wesen der Gerechtigkeit (entstanden im Exil, unveröffentlicht).
  • Juristische Aphorismen insbesondere zum Allgemeinen und zum Strafrecht. Berlin 1923.

Literatur

  • Eberle 294.
  • Rolf Lieberwirth: Der Lehrkörper der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zwischen den beiden Weltkriegen. In: Walter Pauly (Hg.): Hallesche Rechtsgelehrte jüdischer Herkunft (= Hallesche Schriften zum Recht 1), Köln u.a. 1996, 11–31, hier: 25f.
  • Helmut Heinrichs u.a. (Hg.): Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, München 1993, 189.
  • Horst Göppinger: Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich“. Entrechtung und Verfolgung, 2. Aufl., München 1990, 98, 209, 295.

Quelle: Friedemann Stengel (Hg.): Ausgeschlossen. Die 1933-1945 entlassenen Hochschullehrer der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Halle 2016, S. 239 - 244

Autor: Heiner Lück

Weitere Bilder und Dokumente:

Dokument: Kitzinger, Friedrich

Dokument: Kitzinger, Friedrich

Zum Seitenanfang