Theodor Roemer
geboren: | 20. November 1883 Pfrondorf bei Tübingen |
gestorben: | 3. September 1951 Halle |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Pfarrer |
Theodor Roemer
Theodor Ernst Martin Roemer wuchs als Sohn eines evangelischen Pfarrers mit 7 Geschwistern auf. Nach der Volksschule besuchte er bis 1901 das Karlsgymnasium in Stuttgart. Anschließend absolvierte er eine dreijährige landwirtschaftliche Lehre in Ostpreußen (1901–1903). Nach seinem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger studierte er Landwirtschaft. Das Studium an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim schloss er als Diplomlandwirt ab (1904–1906), er ging dann an die Universität Breslau (1906/07) und arbeitete als Saatzuchtleiter in Mahndorf b. Halberstadt (1907/08). Anschließend war er Assistent am landwirtschaftlichen Institut der Universität Jena (1908–1910). Dort wurde er 1910 bei Wilhelm Edler mit einer Arbeit zur Vererbung bei der Erbse promoviert. In Jena lernte er Frida Hoene kennen, die er 1912 heiratete. 1923 wurde der gemeinsame Sohn Martin geboren, dieser starb mit 21 Jahren im Zweiten Weltkrieg. Nach seiner Promotion war Roemer als landwirtschaftlicher Sachverständiger im Kaiserlichen Gouvernement Deutschostafrika Daressalam tätig und errichtete eine Baumwollversuchsstation in Myombo bei Kylossa (1910–1912), anschließend leitete er das Gregor-Mendel-Institut für Gemüsezüchtung in Eisgrub in Mähren (1913/14) sowie die Abteilung für Pflanzenzüchtung am Kaiser-Wilhelm-Institut Bromberg (1914–1918). Nach dem Kriegsdienst bei der Flugabwehrartillerie an der Westfront (1917/18) wurde er Direktor des Saatzuchtunternehmens Strube in Schlanstedt bei Halberstadt (1919). Zum 1. Januar 1920 berief ihn die Universität Halle zum ordentlichen Professor für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Er leitete das Institut als Direktor bis 1945. Seit den 1920er Jahren unternahm er zu Studienzwecken, als Gutachter oder Referent Reisen u.a. in die Sowjetunion, die USA, nach Schweden, Rumänien, die Niederlande oder die Türkei. In enger Zusammenarbeit mit der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft (später Deutsche Forschungsgemeinschaft) trieb Roemer die Züchtungsforschung voran und förderte zahlreiche Projekte der Genetik. Nach der Machtübernahme durch die NSDAP geriet er wegen seiner politischen Haltung in Konflikt. 1934 wurde ihm nach mehreren Anzeigen vom Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung eine „Rüge“ erteilt. Während des Zweiten Weltkrieges war er Mitglied der deutsch-rumänischen und der deutsch-ungarischen Saatgutkommission und erstellte ab 1941 für das Reichsernährungsministerium Anbaupläne für die besetzten Gebiete Osteuropas. 1945 wurde er mit dem »Abderhaldentransport« in die amerikanische Besatzungszone deportiert, wo er an der Landwirtschaftshochschule Hohenheim bei Stuttgart tätig war. 1946 wurde er an die Universität Halle zurückberufen und als Direktor des Instituts für Ackerbau und Pflanzenzüchtung eingesetzt. Aufgrund einer Herzkrankheit wurde er 1951 auf eigenen Wunsch emeritiert. Roemers Leistungen werden vor allem in der Züchtung krankheitsresistenter Kulturpflanzen, als Hochschullehrer und Verfasser verschiedener Standardwerke zu Ackerbau und Pflanzenzucht gesehen. Sein Grab befindet sich in Halle (Saale) auf dem Nordfriedhof.
Auszeichnungen: Dr. h.c. der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim (1948), Dr. h.c. der Universität Leipzig (1951); Eisernes Kreuz II. Klasse (1918), Kriegsverdienstkreuz II. Klasse (1944), Justus-von-Liebig-Preis (1949), Nationalpreis III. Klasse (1950)
Organisationen: Mitglied der Akademie der Naturforscher Leopoldina (1924), Mitglied der Akademie der Landbauwissenschaft Stockholm sowie Ehrenmitglied des Schwedischen Saatzuchtvereins Svalöf (1936), Mitglied der Physiologischen Gesellschaft Lund/Schweden sowie der Österreichischen Gesellschaft für Pflanzenzüchtung (1937); Stahlhelm Halle (1932–1934), Förderndes Mitglied der SS (1934–1939), NSDAP (1938), NSDDB (1941); Friedenskommitee der Universität Halle (o.J.)
Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 13184 (Roemer); UAHW, Rep. 6, Nr. 1407; Leopoldina-Archiv MM 3506 (Roemer); DBE Bd. 8, S. 353; UAL, Ehrenpromotion 199
Literatur: Weber, Eduard, "Roemer, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 726–727 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118745735.html#ndbcontent
Bild: UAHW, Portraitbüste MLU-P85
Autor: HE/DS