Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Friedrich Wilhelm Schmidt

geboren: 2. Dezember 1893 Bern
gestorben: 12. März 1945 Wörbzig (Anhalt)
Konfession: evangelisch
Vater: Arzt, Privatdozent

Friedrich Wilhelm Schmidt

Schmidt wuchs in Bern und Frankfurt am Main auf. 1912 legte er die Abiturprüfung ab, bis 1916 studierte er an den Universitäten Tübingen und Marburg Theologie. 1914 wurde er zum Militärdienst einberufen, jedoch nach wenigen Tagen wegen einer Lungenkrankheit als untauglich entlassen. 1917 promovierte er in Tübingen mit einer Arbeit zum Verhältnis von Christologie und historischer Leben-Jesu-Forschung zum Lic. theol. Nach kürzerer Tätigkeit als Religionslehrer und Seelsorger in Berka bei Weimar habilitierte ihn die theologische Fakultät der Universität Halle für die Fächer Historische und Systematische Theologie auf der Grundlage einer Studie über den Gottesgedanken in Luthers Vorlesung über die Römerbriefe. Die Antrittsvorlesung war dem Thema »Die Begründung und Wahrheit des Christusglaubens« gewidmet. 1922 erhielt er hier die Stelle des Inspektors des Schlesischen Konviktes. 1926 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. 1927 wurde ihm als Nachfolger von Georg Wehrung eine persönliche ordentliche Professur für Systematische Theologie an der Universität Münster übertragen. 1928 erhielt er von der Universität Halle den Titel eines Dr. theol. h. c. Schmidt profitierte von den Entlassungen des Jahres 1933: 1934 wurde er zum planmäßigen ordentlichen Professor ernannt, von diesem Zeitpunkt an (bis 1939), amtierte er in Münster als Dekan der Theologischen Fakultät. Außerdem war er Vertrauensmann des Dozentenbundsführers. Ab dem Sommersemester 1939 bekleidete er ein Ordinariat für Systematische Theologie an der Universität Berlin. Hier war er von 1942 bis 1945 Dekan, obwohl er wegen gesundheitlicher Probleme seinen Lehrstuhl nicht ausfüllen konnte. Berufen wurde er trotz dieser Unzulänglichkeit, da Schmidt mit zahlreichen Broschüren und Vorträgen um eine theologisch fundierte Zustimmung zum NS-Regime warb (Kirche und Staat im dritten Reich, Münster 1934). Im Kampf gegen die Bekennende Kirche hatte er sich profiliert: unter anderem forderte er die Bruderräte zu verbieten und das erste theologische Examen unter Ausschluss der Kirchen abzunehmen. Die »grundsätzliche Lösung« des Kirchenkonfliktes könne nur unter Anerkennung des »Totalitätsanspruches des Staates« geschehen, das sei auch dem lutherischen Bekenntnis gemäß. Eine persönlich schwierige Lage ­ schwache körperliche Konstitution, finanzielle Probleme, fünf oft kranke Kinder ­ führten dazu, dass sich Schmidt während seiner Hallenser Zeit einer psychoanalytischen Behandlung unterziehen musste. Sein Hass auf psychisch Kranke resultierte offenbar aus jener Zeit. In seinen Schriften zur Ethik forderte er die Sterilisation sogenannter Minderwertiger. Dass dies unter Zwang geschehen müsse, war ihm klar, rückhaltlos begrüßte er die gesetzlichen Regelungen des Jahres 1933 zur Unfruchtbarmachung. Auch finanzielle Argumente führte Schmidt dabei an: »die Erhaltung und Pflege dieser Minderwertigen, der Verbrecher, Schwachsinnigen und Psychopathen« koste eine »Unsumme Geld«. Für eine Tötung Geisteskranker plädierte er jedoch nicht, erkannte aber das unbedingte Recht auf Leben nicht an (Sterilisation und Euthanasie ­ Ein Beitrag zur angewandten christlichen Ethik, Gütersloh 1933). Ein wissenschaftlich relevantes Werk hat Schmidt, trotz mehrmaliger Ankündigungen, nicht verfasst.

Organisationen: 1. April 1933 Aufnahme in die NSDAP, NS-Dozentenbund, NS-Studentenkampfhilfe, NSV, RLB, Kolonialbund u. a.

Quellen: UAHW, Rep. 27, Nr. 883; Christian Weise und Matthias Wolfes, Friedrich Wilhelm Schmidt auf: www.bautz.de; BA R 4901/13275

Autor: HE

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