Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Richard Schöne

Richard Schöne

geboren: 5. Februar 1840 Dresden
gestorben: 5. März 1922 Berlin
Konfession: evangelisch-lutherisch
Vater: Schuldirektor

Richard Schöne

Der Vater verstarb, als Schöne neun Jahre alt war. Die Mutter lehrte ihn Französisch und bereitete ihn und seinen jüngeren Bruder, den späteren Professor der Klassischen Philologie Alfred Schöne, auf das Gymnasium vor. Die Stadt Dresden ermöglichte ihm den Besuch der Fürstenschule St. Afra in Meißen. Hier begeisterte ihn der Direktor der Schule für die griechische Literatur, so dass Schöne an der Universität Leipzig klassische Philologie, Geschichte, Philosophie und Archäologie studierte. 1861 promovierte er mit einer Dissertation über Platons »Protagoras: ein Beitrag zur Lösung der Platonischen Frage« zum Dr. phil. (gedruckt 1862). Bereits als Student hatte sich Schöne dem Zirkel um den Mäzen und Verleger Hermann Härtel angeschlossen, 1862 trat er, seiner Neigung folgend, in das Atelier des Malers Friedrich Preller als Schüler ein. Schöne hielt jedoch sein Talent nicht für ausreichend, außerdem animierte ihn Interesse am Schaffen verschiedener Künstler zu kunstwissenschaftlichen Studien. So interviewte er Julius Schnorr von Carolsfeld, schrieb über Prellers »Odysseelandschaften« und suchte Berliner Archive auf, um zur Kunstgeschichte des 18. Jahrhunderts zu forschen. 1864 trat Schöne gemeinsam mit Preller d. J. eine Reise nach Italien an. Hier hielt er sich in verschiedenen Bibliotheken und Museen auf, außerdem beteiligte er sich an den Ausgrabungen in Pompeij. Den Aufenthalt finanzierte er durch Inschriftenstudien für den Corpus Inscriptionum Latinarum und wissenschaftliche Zeichnungen. Außerdem verfasste er Abschnitte für die Neuauflage des »Baedecker«. In Kleinasien und Athen setzte Schöne seine Studien insbesondere zu Vasen, Siegeln und Bauinschriften fort. Auf Bitten Theodor Mommsens verzeichnete er 1867 in Adria die Altertümer des Museo Bocchi (»Le antichità del Museo Bocchi di Adria«, 1878). 1868 kehrte Schöne nach Berlin zurück und habilitierte sich an der Universität mit der Schrift »Quaestionum Pompeianum specimen« für das Fach Archäologie. Bereits im Januar 1869 wurde Schöne als außerordentlicher Professor für Archäologe an die Universität Halle berufen. Hier las er über römische und griechische Kunst, griechische Staatsaltertümer und Epigraphik, außerdem lateinische Philologie. Er publizierte über die Inschriften von Herculaneum und Pompeij (»Vasorum fictilium ex eisdam oppidis erutorum incriptiones«, 1871) sowie über »Griechische Reliefs aus athenischen Sammlungen« (1872). 1872 wurde Schöne als Kunstreferent in das Preußische Kultusministerium berufen, ab 1873 amtierte er als Vortragender Rat. In Schönes Aufgabengebiet fielen alle technischen und organisatorischen Angelegenheiten der Kunst- und Altertumsmuseen, der Erwerb und die Pflege der Kunstschätze und Baudenkmäler sowie die Verwaltung der Kunst- und Gewerbeschulen. Schöne der als glänzender Organisator und geschickter Vermittler beschrieben wird, befasste sich – protegiert durch den Kronprinzen Friedrich – vor allem mit der Neuordnung und dem zügigen Ausbau der königlichen Museen. 1878 trat für diese ein neues Statut in Kraft, das den Museumsdirektoren weitgehende Selbstständigkeit garantierte, Schöne fungierte ab 1880 als Generaldirektor der Königlichen Museen. Neben der Beschaffung von enormen Geldmitteln für zahlreiche Neubauten und die Sammlungs- und Grabungstätigkeit sah er seine Aufgabe vor allem in der populärwissenschaftlichen Aufbereitung des Materials, u. a. durch die Publikation zahlreicher Museumsführer. Wissenschaftliche Arbeiten legte er nur wenige vor (»Über einige eingeritzte Inschriften griechischer Tongefäße«, 1877; »Damianos Schrift über Optik«, 1897). Da sich Schöne auch in Fragen des Ankaufs rückhaltlos für »seine« Museumsdirektoren einsetzte, entzog ihm Kaiser Wilhelm II. nach Auseinandersetzungen um die moderne impressionistische Malerei ab 1903 schrittweise das Vertrauen. 1905 trat Schöne von seinem Amt zurück. Er wandte sich wieder verstärkt philologischen Studien zu, u. a. edierte er den römischen Militärschriftsteller Aeneas Tacticus (»De obsidione toleranda commentarius: Aineias Taktikos, 1911). Außerdem publizierte das hochgeehrte Mitglied mehrerer Akademien (Kronenorden I. Klasse) zahlreiche Nachrufe und Erinnerungsschriften über Politiker und Wissenschaftler, etwa Kaiser Friedrich III., Carl Humann, Ernst Curtius und Theodor Mommsen. Aus dem Nachlass herausgegen wurde eine Biographie des Malers Heinrich Dreber (1940).

Abbildung: Selbstbildnis aus dem Jahr 1863 (in: Pallat)

Quellen: Ludwig Pallat, Richard Schöne – Generaldirektor der Königlichen Museen zu Berlin: Ein Beitrag zur Geschichte der preußischen Kunstverwaltung 1872 – 1905, Berlin 1959 (herausgegeben von Paul Ortwin Rabe); Habilitationsschrift; Wer ist’s 1911; Deutsches Biographisches Jahrbuch für das Jahr 1922, 1929, S. 241–250.

Autor: HE

Zum Seitenanfang