Wilhelm Schum
geboren: | 25. Juni 1846 Erfurt |
gestorben: | 16. Juni 1892 Kiel |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Gerbermeister |
Wilhelm Schum
Da der Vater den Wunsch hegte, der Sohn möge den Handwerksbetrieb übernehmen, erhielt Schum seine Bildung auf einer Realschule I. Ordnung. Das Interesse für das Mittelalter und seine Denkmäler teilten jedoch beide, so dass der Vater ihm 1868 erlaubte, als Externer die Reifeprüfung abzulegen. Schum bezog die Universität Göttingen, wo er Geschichte und angrenzende Fächer, insbesondere Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft, studierte. 1869 trat Schum als Einjährig Freiwilliger in das Preußische Heer ein, neben dem Dienst setzte er seine Studien an der Universität Berlin fort. 1870/71 nahm er am Krieg gegen Frankreich teil. In der Schlacht von St. Privat wurde er schwer verwundet und später mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. (Bis 1888 leiste er Reservistendienst in der Landwehr und wurde zum Hauptmann befördert). 1872 promovierte Schum an der Universität Göttingen mit der Dissertation »Die Jahrbücher des Sankt-Albans-Klosters zu Mainz« zum Dr. phil. Er setzte seine Studien in München fort und habilitierte sich 1874 an der Universität Halle mit der Schrift »Vorstudien zur Diplomatik Kaiser Lothars III.« für Geschichte und historische Hilfswissenschaften. 1887 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. 1889 nahm er den Ruf auf ein Extraordinariat an der Universität Kiel für die Fächer Geschichte und historische Hilfswissenschaften an und wurde 1890 zum ordentlicher Professor befördert.
Da Schum als Privatdozent nur Vorlesungshonorare erhielt, akzeptierte er bereitwillig zahlreiche Aufträge, um Aktenverzeichnisse und Handschriftenkataloge in der Provinz Sachsen zu erstellen. Mehrere Jahre nahm ihn dabei die Abfassung eines »beschreibenden Verzeichnises« der Amplonianischen Handschriftensammlung in Erfurt in Anspruch, das 1887 erschien. Für die Monumenta Germaniae Historia edierte er eine Chronik des Erzbistums Magdeburg (»Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium«, 1887). Aus Schums intensiven Archivrecherchen resultierten Arbeiten zur Regionalgeschichte, aber auch zur Kaiser- und Papstdiplomatik. Als Schriftführer der Historischen Kommission für die Provinz Sachsen (1876 – 1888) regte er als einer der ersten Historiker in Deutschland die systematische Sammlung und Edition mittelalterlicher Inschriften an. Außerdem förderte er den Ausbau der seit 1874 bestehenden diplomatisch-paläographischen Lehrsammlung des Historischen Seminars der Universität Halle durch den Ankauf einer Sammlung von mehreren tausend italienischen Originalurkunden für die Universitätsbibliothek (1889). In Kiel führte Schum begonnene Urkundeneditionen fort, erkrankte jedoch sehr bald nach seiner Berufung an Krebs. Geehrt wurde Schum u. a. mit dem Verdienstorden für Wissenschaft und Kunst des Anhaltischen Hausordens Albrecht des Bären sowie dem Ritterkreuz I. Klasse des großherzoglich-sächsischen Hausordens der Wachsamkeit vom weißen Falken.
Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 14472 (Schum); Volbehr/Weyl, Kiel, S. 183; Johannes Bauermann, Wilhelm Schum, in: Mitteldeutsche Lebensbilder, Band 5, Magdeburg 1930, S. 520–537 (mit Bibliographie).
Autor: HE