Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Carl Stange

geboren: 7. März 1870 Hamburg
gestorben: 5. Dezember 1959 Göttingen
Konfession: evangelisch-lutherisch
Vater: Kunst- und Handelsgärtner

Carl Stange

Das Gymnasium besuchte Stange in Wandsbek (Reifeprüfung 1888). Er studierte an den Universitäten Halle und Göttingen Theologie, Philosophie, Geschichte. 1892 reichte er in Halle eine akademische Preisarbeit mit dem Titel »Die christliche Ethik in ihrem Verhältnis zur modernen Ethik: Paulsen, Wundt, Hartmann« ein, die mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Im selben Jahr legte er die theologischen Examina ab. 1893/94 setzte er seine Studien in Leipzig, Jena und Halle fort, um sich auf die Habilitation vorzubereiten. 1895 promovierte Stange an der Universität Halle zum Lic. theol. mit der Dissertation »Die systematischen Prinzipien in der Theologie des Johann Musäus« (einem Jenenser Theologen des 17. Jahrhunderts) und wurde für das Fach systematische Theologie habilitiert. Ab 1897 hatte er die Stelle des Inspektors am Schlesischen Konvikt inne. 1903 wurde Stange zum ordentlichen Professor der Universität Königsberg berufen, 1904 wechselte er an die Universität Greifswald (1911/12 Rektor). 1912 nahm Stange den Ruf auf den Lehrstuhl für Systematische und Praktische Theologie an der Universität Göttingen an. Während des Ersten Weltkrieges engagierte sich Stange bei der Betreuung von Kriegsgefangenen in Göttingen. An der Universität leitete er das homiletische Seminar und wirkte als 1. Universitätsprediger. Einen Ruf an die Universität Berlin schlug Stange 1927 aus. 1932 wurde er zum Abt von Bursfelde ernannt. 1935 gehörte Stange zu den Unterzeichnern eines Protestbriefes an Wissenschaftsminister Bernhard Rust, in dem die Verfasser sowohl ihre Loyalität gegenüber dem Regime, als auch die akademische Freiheit sowie ihr Recht und ihre Pflicht betonten, sich aktiv in Kirchenfragen einzumischen. Im selben Jahr wurde er emeritiert. Stange widmete sich ethischen Probleme und der Religionsphilosophie (»Die christliche Ethik in ihrem Verhältnis zur modernen Ethik«, 1892; »Das Dogma und seine Beurteilung in der neueren Dogmengeschichte«, 1898; »Einleitung in die Ethik« 2 Bände, 1901/2, 2. Auflage 1923; »Grundriss der Religionsphilosophie«, 1907; 2. Auflage 1922; »Christentum und moderne Weltanschauung« 2 Bände 1911–1914; »Das Ende aller Dinge« 1930; »Luthers Gedanken über die Todesfurcht« (1932). Er verfasste biographisch historische Studien über Tolstoi, Erasmus und Lorenzo il magnifico (2 Bände 1940). In seiner Lutherbiographie (»Die Anfänge der Theologie Luthers«, 1957) beschrieb er die Reformation als allmählich verlaufenden geistesgeschichtlichen Prozess. Ab 1923 war er Mitherausgeber der Zeitschrift für Philosophie, die von ihm gegründete »Zeitschrift für Systematische Theologie« gab er lange Jahre allein heraus.

Organisationen: bis 1933 DNVP; Förderndes Mitglied der SS, Opferring der NSDAP Göttingen

Quelle: UAHW, Rep. 27, Nr. 852; Dissertation (theol.); BA R 4901/13277; Robert P. Ericksen, Die Göttinger Theologische Fakultät im Dritten Reich. In: Becker u. a., S. 79; Ziegenfuss, Band 2, S. 620.

Autor: HE

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