Paul Tschackert
geboren: | 10. Januar 1848 Freystadt (Schlesien) |
gestorben: | 7. Juli 1911 Göttingen |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | nicht ermittelt |
Paul Tschackert
Die Reifeprüfung bestand Tschackert 1868 am Gymnasium Sagan. Er arbeitete zunächst als Privatsekretär und studierte ab 1869 an der Universität Halle Theologie, Geschichte und Philosophie. Da seine Eltern verstorben waren, wohnte der bedürftige Tschackert im Schlesischen Konvikt. Unterstützt durch die Lutherdenkmalsstiftung konnte er seine Studien nach dem ersten Examen fortsetzen. Er arbeitete als Hauslehrer beim Grafen Finck von Finckenstein sowie am Pädagogicum Bunzlau. 1873 setzte er seine Studien an der Universität Göttingen fort. 1875 promovierte er an der Universität Breslau mit der Dissertation »Petrus Alliacenus (Pierre d’Ailli) cardinalis cameracensis de ecclesia quid docuerit et quid pro ea paestiterit ex fontibus aperitur« (erster Teil) zum Lic. theol. und wurde habilitiert. 1877 berief ihn die Theologische Fakultät der Universität Halle auf eine außerordentliche Professur für Kirchengeschichte. Zum 1. April 1884 wechselte er als Ordinarius an die Universität Königsberg. 1890 nahm er einen Ruf an die Universität Göttingen an, wo er Kirchengeschichte, speziell Reformations- und Kirchengeschichte Hannovers lehrte. Tschackert verfasste neben substantiellen Beiträgen zur Geschichte der Reformation (u. a. »Die Entstehung der lutherischen und der reformierten Kirchenlehre samt ihren innerprotestantischen Gegensätzen« 1910, Neudruck 1979) Schriften zur Methodik des Theologiestudiums und zahlreiche biographische Arbeiten über Fürsten, Kirchenmänner und Wissenschaftler aus der Reformationszeit. Darüber hinaus erschloss er Quellen zur politischen und Kirchengeschichte des 15./16. Jahrhunderts »Urkundenbuch zur Reformationsgeschichte« (1890 ff.). Kirchenpolitisch bemühte sich Tschackert, ausgehend von seinen Forschungen über den Augsburger Religionsfrieden, um einen Modus vivendi für das geregelte Zusammenleben der Konfessionen im Deutschen Reich.
Quellen: Ebel, S. 37; Dissertation; Schriften.
Autor: HE