Hermann Ulrici
geboren: | 23. März 1806 Pförten (Niederlausitz, Sachsen) |
gestorben: | 11. Januar 1884 Halle |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | Postmeister, später Oberpostrat |
Hermann Ulrici
Da der Vater in preußische Dienste trat, besuchte Ulrici das Friedrich-Werdersche Gymnasium in Berlin und legte hier 1824 die Reifeprüfung ab. Dem Wunsch des Vaters folgend studierte er Rechtswissenschaften in Halle und Berlin. 1827 legte er die erste juristische Prüfung ab, danach war er Auskultant beim Königlichen Stadtgericht Berlin. 1829 bestand er die zweite juristische Prüfung und wurde dem Oberlandesgericht Frankfurt/Oder als Referendar zugewiesen. 1830, nach dem Tod des Vaters, wurde Ulrici auf seinen Wunsch aus dem Justizdienst entlassen. Er studierte jetzt an der Universität Berlin Philosophie, vor allem bei Hegel, und Geschichte. 1831 promovierte er zum Dr. phil., 1832 habilitierte er sich an der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin für die Fächer Philosophie, Historiographie und Ästhetik. 1833 veröffentlichte Ulrici eine Charakteristik der antiken Historiographie, außerdem zwei Bände mit Novellen unter dem Psyeudonym Ulrich Reimann. 1834 wurde er als außerordentlicher Professor an die Universität Halle versetzt. 1835 erschien seine Geschichte der Hellenistischen Dichtkunst (2 Bände: »Epos« und »Lyrik«). Ulrici konzentrierte sich jedoch nicht, wie vom Kultusministerium erhofft, allein auf Ästhetik und Literaturgeschichte. Er wandte sich verstärkt der Philosophie zu, zunächst jedoch nicht mit dem erhofften Lehrerfolg, so dass vom Ministerium 1837 angezweifelt wurde, ober überhaupt »das erforderliche Talent zu einem Universitätslehrer besitze«. Zum ordentlichen Professor befördert wurde Ulrici erst 1861. Für diese langsam verlaufende Karriere war auch eine fundamentale kritische Auseinandersetzung mit dem Gedankengebäude Hegels, dessen denkerische Voraussetzungen Ulrich anzweifelte, verantwortlich (»Über Prinzip und Methode der Hegelschen Philosophie: ein Beitrag zur Kritik derselben« (1841, Reprint 1977). Statt Hegel zu folgen entwickelte Ulrici, der ab 1847 die Zeitschrift für Philosophie mit heraus gab, ein eigenständiges, an pantheistischen Vorstellungen orientiertes philosophisches Gedankengebäude (»Das Grundprinzip der Philosophie kritisch und spekulativ entwickelt«, 1851). In diesem Kontext verfasste er auch mehrere, eher populär gehaltene, Schriften zur Logik (u. a. »System der Logik« (1852); »Compendium der Logik« (2. Auflage 1872). Ulricis eigentliches Anliegen war jedoch die Versöhnung des Zwiespalts zwischen Religion, Philosophie und naturwissenschaftlicher Empirie (»Glauben und Wissen« (1858), »Gott und die Natur« (1862, 2. Auflage 1866), »Gott und der Mensch«, 2 Bände, 1866–1873, 2. Auflage 1874). In seinen literaturhistorischen Studien befasste sich Ulrici mit Calderon, Goethe und Shakespeare, außerdem gab er einige von Shakespeares Werken nach den Quellen neu heraus.
Quellen: Chronik 1883/84, S. 5–9; Ziegenfuss, Band 2, S. 759; Asen, S. 204; 1911encyclopedia im www; Volker Peckhaus (Hg.), Hermann Ulrici (1806–1884): der Hallesche Philosoph und die englische Algebra der Logik, Halle 1995.
Autor: HE