Heinrich Waentig
geboren: | 21. März 1870 Zwickau |
gestorben: | 20. Dezember 1943 Baden-Baden |
Konfession: | evangelisch-lutherisch |
Vater: | Geheimer Regierungsrat |
Heinrich Waentig
Waentig besuchte Gymnasien in Dresden und Zwickau, 1888 legte er die Reifeprüfung ab. Danach reiste er in die Schweiz, nach Frankreich, Belgien und Holland um seine Sprachkenntnisse zu vervollkommnen. Ab Oktober 1888 leistete er Militärdienst als Einjährig Freiwilliger. An den Universitäten Berlin, München und Leipzig studierte er Rechtswissenschaften, Philosophie und Staats- und Sozialwissenschaften. 1894 promovierte er an der Universität Leipzig mit der Dissertation »Die Vorläufer Auguste Comtes. 1896 habilitierte er sich an der Universität Marburg mit einer Schrift über die Gewerbeordnung im Österreich des 19. Jahrhunderts. Kurze Zeit lehrte er als Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Münster, 1904 nahm er einen Ruf nach Halle an. 1909 wurde Waentig zur Übernahme einer Professur an der Kaiserlichen Universität Tokio beurlaubt. Im Sommersemester 1914 nahm er die Lehre in Halle wieder auf. Seit Februar 1915 war Waentig in der politischen Abteilung bei deutschen Generalgouverneur in Belgien beschäftigt. Längere Zeit leitete er die Nachrichtenabteilung der Pressezentrale. Außerdem war er mit der statistischen Erfassung der belgischen Rohstoffe befasst und leitete den Ausschuss der »Volkswirtschaftlichen Gesellschaft in Belgien«. Gemeinsam mit Hans Gehrig gab er 1918 den Band »Belgiens Volkswirtschaft« heraus. Nach Kriegende kehrte er an die Universität Halle zurück. 1920 veröffentlichte er eine Schrift zur wirtschaftlichen Zukunft Deutschlands (»Zusammenbruch und Wiederaufbau«). 1921 wurde er für die SPD in den Preußischen Landtag gewählt, dem er bis 1928 angehörte. Sein eigentliches Arbeitsgebiet war jedoch die politische Ökonomie: Waentig befasste sich u. a. mit den Lehren von Thomas Robert Malthus, John Stewart Mill und David Ricardo. 1928 erschien eine von Waentig bearbeitete Neuauflage von Friedrich Lists Buch »Das nationale System der politischen Ökonomie«. Inzwischen, 1927, war er zum Oberpräsidenten der preußischen Provinz Sachsen ernannt worden. Von Februar 1930 bis Oktober 1930 amtierte er als Innenminister Preußens, überwarf sich jedoch mit der Partei und trat 1931 aus der SPD aus. Als Pensionär lebte er in Baden-Baden.
Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 16541 (Waentig) (nur Schriftverkehr 1927); Dissertation; Biographisches Staatshandbuch, Band 2, S. 1170; Peter Hertner, Staatswissenschaft – wirtschaftliche Staatswissenschaft – Wirtschaftswissenschaft. Ihre Entwicklung an der Universität Halle-Wittenberg von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg. In: Rupieper, Beiträge, S. 91 ff.
Autor: HE