Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Karl August Weinhold

geboren: 6. Oktober 1782 Meißen
gestorben: 29. September 1829 Halle
Konfession: evangelisch-lutherisch
Vater: nicht ermittelt

Karl August Weinhold

1796 bezog Weinhold das Collegium medico-chirurgicum zu Dresden, später wechselte er an das Militärhospital in Prag. 1798 bestand er die militärchirurgische Prüfung in Dresden und wurde Chirurg bei einem sächsischen Regiment. Ab 1802 bildete er sich in Dresden weiter, quittierte dann den Dienst und promovierte 1805 mit der Dissertation »De paresos et methodi pareticae dignitate« zum Dr. med. Danach reiste Weinhold nach Wien und Paris und ließ sich in Dresden als praktischer Arzt nieder. 1807 publizierte er die Abhandlung »Die Kunst, veraltete Hautgeschwüre, besonders die Salzflüsse, nach einer neuen Methode schnell und sicher zu heilen.«, 1808 folgte das Buch »Der Graphit als neu entdecktes Heilmittel gegen Flechten«. Das nächste Jahr verbrachte Weinhold in der Schweiz und in Italien. 1810 veröffentlichte er die spekulative, aber im Trend der Zeit liegende Schrift »Idee über die abnormen Metamorphosen der Highmorshöhle« (1810). 1811 nahm Weinhold den Ruf als Professor und Direktor der Medizinischen Klinik der Universität Dorpat an. 1812 ging er zurück nach Dresden, 1814 erhielt er hier die Stellung eines Professors der Arzneimittellehre am Collegium medico-chirurgicum. In diesem Jahr erschien seine Abhandlung »Kritische Blicke auf das Wesen des Nervenfiebers und seine Behandlung«. 1817 folgte Weinhold dem Ruf nach Halle. Hier wurde er ordentlicher Professor der Medizin und Chirurgie und Direktor der chirurgischen und ophtalmologischen Klinik – Carl Heinrich Dzondi hatte der Preußische Staat die Leitung der Klinik wegen angeblicher Kollaboration mit den Franzosen entzogen. Außerdem erhielt Weinhold die Stellung eines Königlich Preußischen Leibarztes und Hofrates. Dass diese Berufung ein Mißgriff war, stellte sich innerhalb weniger Jahre heraus. Zwar veröffentlichte Weinhold noch einige wenige Schriften (»Über einige heftige, der ägyptischen Ophtalmie ähnliche epidemische Augenkrankheit«, 1817; »Versuche über das Leben und seine Grundkräfte auf dem Wege der Experimentalphysiologie«, 1817; »Von den Krankheiten der Gesichtsknochen und ihrer Schleimhäute, der Ausrottung eines Polypen in der Oberkieferhöhle«, 1818). Spätestens ab 1820 stellte Weinhold die wissenschaftliche Arbeit ein und ließ sich gehen. Ein Inspizient des Preußischen Kultusministeriums konnte Weinhold 1824 nicht in der Klinik treffen, fand ihn dann aber in einem Wirtshaus. Die Vorlesungen, so berichteten Studenten dem Abgesandten Berlins, seien wahre »Scandala«. Weinhold trage lediglich veraltetes Handbuchwissen vor und könne dieses nicht einmal vor den Hörern demonstrieren. In der chirurgischen Klinik gehe er »roh und unbeholfen« mit den Kranken um, er operiere »nicht wie ein Wundarzt, sondern wie ein Schlachter«. Im Grunde genommen sei der Klinikdirektor, wie der Untersuchungsbeamte feststellte, ein »phantastischer Schriftsteller« mit »einer großen Neigung zur Scharlatanerie und Lügenhaftigkeit«. Kollegen beobachteten, dass sich Weinhold nach der Inspektion zu Freunden flüchtete, da er sich persönlich verfolgt und bedroht fühlte. Der Medizinhistoriker Hans-Theodor Koch, der den Fall 1965 anhand der Akten untersuchte, diagnostiziert in der Rückschau als Ursache Depressionen für den persönlichen Verfall des Professors.
1827 machte Weinhold noch einmal von sich reden. Er publizierte die Schrift »Von der Überbevölkerung in Mittel-Europa und deren Folgen auf die Staaten und ihre Zivilisation«, in der er vorschlug, alle Männer, die nicht in der Lage seien, eine Familie zu ernähren, vorübergehend ihrer Zeugungsfähigkeit zu berauben. Dazu seien jene zu infabulieren: Weinhold schlug als Methode die Durchspießung der Vorhaut und die Einführung eines Ringes vor, der anschließend zu verlöten und zu versiegeln sei. Die Studenten reagierten, so der Regierungsbevöllmächtigte der Universität von Witzleben, »mit Spott und Lachen«. Verschiedene staatliche Stellen prüften den Vorschlag ernsthaft, die Professoren der Universität baten um eine erneute staatliche Untersuchung. Das Preußische Kultusministerium urteilte, dass es höchst wünschenswert sei, dass der »Verlötungsvorschlag« möglichst rasch in Vergessenheit gerate. König Friedrich Wilhelm III., als »Beschützer des Protestantismus und der wahren Geistes-, Lehr- und Schreibfreiheit« von Weinhold angerufen, verfügte, dass dieser im Amt bleiben solle.

Quellen: ADB im www.; Hans-Theodor Koch, Karl August Weinhold (1782–1829) und sein Infabulationsvorschlag (1827), in: Piechocki/Koch, Beiträge (1965), S. 182–188.

Autor: HE

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