Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Ferdinand Wohltmann

Ferdinand Wohltmann

geboren: 20. Oktober 1857 Hitzacker an der Elbe
gestorben: 10. April 1919 Halle
Konfession: evangelisch-lutherisch
Vater: Landwirt

Ferdinand Wohltmann

Von 1872 bis 1875 besuchte Wohltmann das Gymnasium in Lüneburg, von 1875 bis 1877 war er Lehrling in der Landwirtschaft. Es folgten Anstellungen: 1878 als Gutsverwalter in Cremlingen, 1878 bis 1880 als Erster Verwalter des für seine Saatzucht bekannten Klostergutes Anderbeck. 1881 legte er das Abitur als Extraneus in Ratzeburg ab und nahm ein Studium der Landwirtschaft, Chemie, Botanik sowie Volkswirtschaft auf. Wohltmann studierte jedoch auch Philosophie und Rechtswissenschaft in Halle, Berlin, Heidelberg und wieder Halle. Unterbrochen waren die Studien durch Arbeit auf verschiedenen Gütern. 1886 promovierte er an der Universität Halle zum Dr. phil. mit einer Arbeit über Versuchsmethoden zur Bodenprüfung und war Assistent Julius Kühns für das Versuchswesen, später zuständig für das physiologische Laboratorium. Wohltmann unternahm in den folgenden Jahren größere Reisen innerhalb Deutschlands, sowie nach England, Schottland, auf die Shetlandinseln und nach Paris. Zur Erholung von einer schweren Krankheit reiste er 1888 an die Westküste Afrikas und auf die kanarischen Inseln. 1889 bereiste er die Kolonie Dona Franziska in St. Katarina in Südbrasilien, erstellte ein Gutachten über die Wirtschaftlichkeit lehnte die Leitung der Kolonie jedoch ab. 1890 zurückgekehrt, widmete er sich in Göttingen geologischen Studien und habilitierte sich 1891 in Halle. Das Thema der Habilitationsschrift war der kolonialen Landwirtschaft gewidmet: »Über die Verbesserung und künstliche Veranlagung der natürlichen Produktionsfaktoren in der tropischen Agrarkultur«. Mit seiner Antrittsvorlesung führte er die landwirtschaftliche Klimalehre an den deutschen Hochschulen ein. Ebenfalls 1891 hielt er die erste Vorlesung in Deutschland zur kolonialen Landwirtschaft. 1892 zum außerordentlichen Professor der Universität Breslau ernannt, erhielt Wohltmann für 1892/93 ein Stipendium des Preußischen Staates für eine Reise nach Nordamerika, der Bericht wurde 1894 veröffentlicht. Von 1894 bis 1905 war er Professor an der Landwirtschaftsakademie in Bonn-Poppelsdorf, zugleich Direktor des Institutes für Bodenlehre und Pflanzenbau sowie Dirigent des Versuchsfeldes. 1896 folgte eine Reise nach Kamerun zur Erforschung des Kamerungebirges, was zu einer noch stärkeren Beschäftigung Wohltmanns mit der Kolonialwirtschaft führte, unter anderem initierte er die Gründung der Zeitschrift »Der Tropenpflanzer«. 1897/98 reiste Wohltmann nach Deutsch-Ostafrika, später als Mitglied des Kolonialrates nach Nordspanien, Belgien und Holland, Togo und Kamerun, 1903 in die Südsee. 1905 nahm Wohltmann einen Ruf an die Universität Halle an, zunächst lehrte er hier Tierzuchtlehre und Pflanzenbau sowie Molkereiwesen. 1909 folgte er Julius Kühn als Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Halle, vor allem konzentrierte er sich auf die Acker- und Pflanzenbaulehre. Das Fach Tierzucht vertrat er bis zur Berufung eines zweiten Ordinarius. Wohltmanns wissenschaftliche Arbeit war stark praxisorientiert, neben unzähligen Gutachten über die Möglichkeiten zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion verfasste er z. B. den ersten Band des Handbuches der tropischen Landwirtschaft Aber auch in Deutschland engagierte sich Wohltmann stark, so war er Vorsitzender der Original-Saatgut-Kommission des Bundes der Landwirte. Privat führte er einen 2000-Hektar-Betrieb im Rheinland. Geehrt wurde Wohltmann mit dem Kronenorden 3. Klasse und dem roten Adler-Orden 3. Klasse sowie der goldenen Verdienstmedaille des Mecklenburg-Schweriner Großherzogtums, 1918 mit dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe. Anfang April 1919 erkrankte Wohltmann an einer, wie er selbst schrieb, »ganz grauenhaften Ansteckung«, die ihn ins Bett zwang und an der wenige Tage später verstarb.

Organisationen: Mitglied verschiedener Wissenschaftsgesellschaften u. a. seit 1903 Korrespondierendes Mitglied der American Academy of Political and Social Science. Aufsichtsrat der Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen, Ausschussmitglied des Kolonialwirtschaftlichen Komitees, Vorsitzender der Kolonialabteilung der Deutschen LandwirtschaftsgesellschaftVorstandsmitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft und der Asiatischen Gesellschaft, Beirat verschiedener Kolonialunternehmen.

Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 5627 (Wohltmann); Arthur Golf, Zu Ferdinand Wohltmanns Gedächtnis, Leipzig 1919; Böhm.

Autor: HE

Zum Seitenanfang