Kurt Wolzendorff
geboren: | 12. April 1882 Nassau |
gestorben: | 21. März 1921 Halle |
Konfession: | evangelisch |
Vater: | praktischer Arzt, Stabsarzt |
Kurt Wolzendorff
Wolzendorff besuchte die Realschule und das humanistische Gymnasium in Wiesbaden (Reifezeugnis 1900). Er studierte die Rechte an den Universitäten Lausanne, München und Marburg. 1903 bestand er das Referendarexamen. Als Referendar promovierte er 1905 an der Universität Marburg mit der Dissertation »Über den Umfang der Polizeigewalt im Polizeistaat« in der er Vorstellungen von der Rechtssicherheit relativierte und herausarbeitete, dass Gehorsam und eingeschränkte Freiheiten diese Rechtssicherheit beeinträchtigten. Danach arbeitete er bei der Staatsanwaltschaft Wiesbaden. Dem Thema Polizei und Wohlfahrt war 1913 seine Marburger Habilitationsschrift gewidmet. Als Privatdozent vertrat er die Fächer Staats-, Kolonial-, Völker- und Kirchenrecht. 1917 wurde er auf ein planmäßiges Extraordinariat an der Universität Königsberg berufen. Als Nachfolger Edgar Loenings wurde er 1919 an der Universität Halle zum Ordinarius für Öffentliches Recht berufen. Wolzendorff, so die Fakultät in einem Schreiben an das Kultusministerium, sei »ein Gelehrter, den wir im Hinblick auf die Gründlichkeit und den Gedankenreichtum seiner Forschung ganz besonders hochstellen zu müssen glauben«. Er war außerdem Teilnehmer der deutschen Delegation bei den Friedensverhandlungen in Versailles. 1921 starb er plötzlich nach einer »akuten Lungenentzündung infolge Unterernährung«. Sein staatsrechtliches Werk war anregend, 1917 veröffentlichte er »Vom deutschen Staat und seinem Recht«, 1918 folgten »Der Polizeigedanke des modernen Staates«, 1920 »Der Geist des Staatsrechts« und seine wichtigste Schrift »Der reine Staat«, in dem er den Staat als »nicht ableitbare Herrschaftsgewalt definierte« und dem Widerstand aus Prinzip die Legitimität absprach. Eine polemische Schrift erschien 1919 unter dem Titel »Die Lüge des Völkerrechts«, in der er den Krieg als Rechtsinstitution behandelte. Einige von Wolzendorff Werken wurden in den 1960er Jahren erneut veröffentlicht, noch heute werden seine Gedanken zum Staatsbegriff und zum Widerstandsrecht diskutiert.
Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 17283 (Wolzendorff); Dissertation.
Autor: HE